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Meine Vorbereitung auf den Ötztaler Radmarathon, Teil 3

So, bald ist es soweit, der Ötztaler Radmarathon wartet auf mich und 4500 andere Starter, die Strecke ist den Meisten bekannt, und auch bei mir macht sich schön langsam Nervosität und Ehrfurcht breit. Angst hab ich keine, aber doch einen riesigen Respekt.

Ich habe mich aber, denke ich, doch relativ gewissenhaft darauf vorbereitet, auch wenn mir immer noch ein paar Trainingskilometer fehlen, wenn man das Ganze mit dem Vorjahr vergleicht. Aber gut, die Gründe dafür habe ich ja eh schon relativ ausführlich dargelegt.

Wir waren ja schon bei Mitte Juli, da ist nicht mehr wirklich viel Zeit. Nach der bereits im letzten Beitrag erwähnten Großglockner Bikechallenge habe ich noch die eine oder andere Feierabendrunde gedreht, danach, an den letzten fünf Julitagen war dann eine kleine Radreise durch die Hohen und Niederen Tauern angesagt, sozusagen als kurzes Trainingslager.

„Trainingslager“

IMG_20160728_152510In diesen fünf Tagen bin ich als Guide für die gemütlichste Gruppe dieser Reise unterwegs gewesen, hatte mich aber wohl am ersten Tag ein wenig überschätzt, denn den Pass Lueg bin ich von Golling aus mit 1100 Höhenmeter/Stunde hochgefahren. Zur Erklärung, das sind keine 100 Höhenmeter, und der Anstieg ist auch nur knapp über einen Kilometer lang, aber ich bin raufgeballert wie ein Böser. Auch in den längeren Steigungen des ersten Tages war ich ganz gut, hatte aber dann gegen Ende der Etappe mit Krämpfen zu kämpfen.

Tag zwei dieser Reise war auch mit mehreren Krämpfen garniert, und es war mit über 170 km eine ewig lange Etappe. Aber auch das war geschafft.

An Tag 3 hatten wir uns über meinen Heimat-, Schicksals- und Lieblingsberg zu kämpfen, es ging über den Glockner von Norden aus. Der Glockner selbst war kein außergewöhnliches Problem, wie gesagt, ich kenne ihn sehr gut. Aber dann die Fahrt durch das Mölltal bis Spittal an der Drau. Die war bei teilweise doch recht heftigem Gegenwind kein Zuckerschlecken, und es sind halt doch fast 70 km, die so zu bewältigen sind.

An Tag 4 hatten wir auf 150 km gleich 2900 Höhenmeter zu bewältigen, also etwas bergiger. Nach drei Tagen im Sattel wars dann auch etwas anstrengender, aber es ging gut, selbst wenn die drei Berge, die zu bewältigen waren, nicht ohne waren, besonders der Sölkpass hat auf seiner Südrampe oben schon noch das eine oder andere „Schmankerl“ zu bieten. Ein Hungerast meinerseits war mittels Riegelchen ziemlich flott überwunden, aber man muss sich dazu halt auch die Zeit nehmen. Nach diesem Tag war ich dann schon relativ streichfähig, aber der letzte Abschnitt wollte auch noch einer Bewältigung zugeführt werden.

Es war keine sonderlich schwierige Etappe, vom steirischen Ennstal übers Ausseer Land, Bad Ischl und die Postalm auf der Nordrampe wieder retour nach Salzburg. Nach viereinhalb Tagen gutem bis sehr gutem Wetter haben wurden wir in der letzten nennenswerten Abfahrt von der Postalm runter so richtig eingeregnet, ein extrem heftiger Regenguss, der zur Vorsicht mahnte. Bei dieser Gelegenheit sprang in besagter Abfahrt auch ein Reh fünf Meter vor mir über die Straße. Sowas lässt auch in der Abfahrt mal kurz den Puls hochgehen.

Glücklicherweise haben wir es alle gut überstanden so konnten wir alle glücklich und zufrieden wieder die Heimreise antreten.

Nach zwei Tagen Pause musste ich wieder für eine Feierabendrunde aufs Rad, ging hervorragend, war echt flott unterwegs. Aber am folgenden Wochenende konnte ich aufgrund von Knieschmerzen nicht trainieren. Hatte schon lange keine mehr, aber gut, was solls. Ist halt so.

Letzter Formtest

IMG_20160813_090557Dank Feiertag wartete dann Mitte August noch ein kleines „Trainingslager“ auf mich. Samstags eine  Runde unter anderem mit dem Hausberg der Salzburger, dem Gaisberg, denn dort war das Gaisbergrennen geboten, und Lorraine war mit von der Partie, es galt sie anzufeuern. An dem einen oder anderen Hügel habe ich mich dann auch an Intervallen versucht, es ging schon. Hat teilweise auch richtig weh getan, aber wenns hilft, dann nehme ich das gerne mit.

Und dann am Feiertag fuhr ich  zu Mariä Himmelfahrt auch ein wenig höher hinaus. Ich wollte von meiner Heimat Bruck an der Großglocknerstraße aus über Uttendorf zum Tauernmoos Stausee hinauf, aber bei der Talstation der Weißsee Gletscherbahn auf dem Enzingerboden habe ich mich dank Wetteraussichten zur Umkehr entschlossen. Und es war irgendwie nicht die schlechteste Entscheidung. Wieder im Salzachtal angekommen, konnte ich ca. 20 km talaufwärts eine weiße Regenwand erspähen, was mich dann dazu bewog, ziemlich rasch das Weite zu suchen und zum Ausgangspunkt meiner Tour zurückzukehren.

Und aufgrund der Tatsache, dass mir auch erfolgreich eingebläut wurde, ich möge doch dann zwei Wochen vor dem Ötzi die Belastung runterfahren, habe ich letztes Wochenende nur noch eine kurze Ausfahrt als „Bewegungstherapie“ getätigt, bin gemütlich im Salzachtal zwischen Salzburg und Golling rumgerollt und war mit einem 25er Schnitt unterwegs, es waren aber auch keine 300 Höhenmeter geboten. Der Sonntag fiel dann ins Wasser, ich persönlich hatte aber auch nichts dagegen.

Renntaktik und Vorschau

Und jetzt beginnt die gedankliche Vorbereitung auf den Ötztaler.
Ich wusste nicht, dass ich so eine Akribie an den Tag legen kann, man merkt einfach, wie viel mir das Finishen bedeutet.

Ich habe gerechnet, mit einem Schnitt von 700 hm/h sollte ich es in zwölf Stunden machen können. Die 700 hab ich definitiv drauf, ich rechne damit, dass ich Kühtai und Jaufen mit 750 hm/h erledigen kann. Der Brenner als Rollerberg oder Schmierer, der fällt in eine ganz andere Kategorie. Ich möchte den Brenner selbst aber ca. 15 Minuten flotter als im letzten Jahr erledigen.

Generell rechne ich damit, dass ich dank der Erfahrungen, die ich bei den bisherigen Renneinsätzen heuer gemacht habe, bis zum Brenner eine halbe Stunde Vorsprung auf meine letztjährige Leistung haben werde. Das ist nicht unrealistisch, wenn man bedenkt, dass die Strecke dorthin von den puren Werten her mit der Lienzer Dolomitenrundfahrt vergleichbar ist, und ich dort 28 Minuten auf das Vorjahr herausholen konnte. Auch der Gewichtsverlust von 10 kg im Vergleich zum Jahr 2015 sollte seinen Teil dazu beitragen.

Die Verpflegung am Brenner geht heuer flotter vonstatten, weil wir eine eigene kleine Labestelle haben, und ich nicht die große anfahren muss, auf der ich letztes Jahr ordentlich viel Zeit vertrödelt habe. Summa summarum liege ich in Sterzing dann eine dreiviertel Stunde vor meiner letztjährigen Zeit, hoffe ich zumindest. Jaufen haben wir ja eh schon erwähnt, und dann startet das Rennen von Neuem.

Ich gehe fix davon aus, dass ich den Jaufenpass heuer locker innerhalb des Zeitlimits erreichen kann, die Abfahrt nach St. Leonhard sollte dann auch kein Problem sein. Für mich der wichtigste Punkt wird die Kontrollstelle in Moos sein, hier muss ich vor 16 Uhr durchfahren, damit ich im Rennen bleibe. Und bis nach Moos müssen mich meine Beine tragen, natürlich muss hier auch mein Kopf mithelfen, aber bis Moos müssen meine Treter mitspielen, bis dahin muss mein Tank reichen. Und wenn ich das geschafft habe, wenn ich die Kontrollstelle Moos vor dem Kontrollschluss erreicht habe, dann weiß ich, ich bin mental stark genug, hier mit einer reinen Willensleistung hinaufzukommen, ich schaffe das, ich kann das, es ist mir sehr gut möglich. Und wenn ich dann oben angekommen, links in den Tunnel hinein abbiege, ist der mental schwierigste Teil erledigt.

Die Abfahrt werde ich wie gewohnt nicht zu flott angehen, sondern so, dass ich mich noch wohl fühle. Und die Gegensteigung zur Mautstelle hinauf ist zwar auch eine extrem schwere Prüfung, aber mit dem Ziel vor Augen wird auch das klappen. Dann wartet noch die Welle in Zwieselstein, die aber dann kein Problem mehr darstellen darf. Und dann die Einfahrt nach Sölden, ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Augen da noch trocken halten kann, denn das werden ganz emotionale Momente für mich. Und dann die letzte Rechtskurve, über die Brücke, und hinein ins Ziel.

Ich werde vor Freude weinen, ich werde schreien, ich werde mein Glück mit meinen Freunden, die im Ziel auf mich warten, teilen. Und ich werde mir im Ziel definitiv ein Bier gönnen, das habe ich mir dann auch verdient.

Zielsetzung

  • Wenn es wirklich ganz toll, absolute Weltklasse und voll nach Plan läuft, dann kann ich im Idealfall unter 12 Stunden bleiben.
  • Wenn es sehr gut läuft, nahe an der Perfektion, dann kann ich die Strecke in weniger als 12:30 Stunden bewältigen.
  • Und wenn es wirklich gut läuft, dann kann ich vor dem Besenwagen finishen und ein heiß ersehntes Finisher Trikot ergattern.

Hier noch die Links zu Teil 1 und Teil 2 der Vorbereitung auf den Ötztaler Radmarathon. Wenn ihr mit Cycling Adventures den Ötztaler Radmarathon erleben wollt, findet ihr alle Infos hier. Wenn ihr auf der Suche nach einer Woche in den Alpen als Vorbereitung seid, dann schaut euch doch unsere Transalp an, wo ich als Guide dabei sein werde.

Ein Beitrag von:
Alexander Trauner
Gemütlicher Österreicher, aufgewachsen in der rauhen Gegend am Fuße der Großglockner Hochalpenstraße, wohnhaft in Salzburg. Früher nur Passivsportler, dann 2008 dank großer Klappe zum Radfahren gestoßen, 2009 mein erstes Rennrad gekauft und seither gerne im gemäßigten Tempo in der Gegend unterwegs.
4 Kommentare
  1. Tobias Schneider sagte:

    Hallo Xandi,

    viel Erfolg beim Ötzi. Du wirst es schaffen. Ich hoffe dieses Jahr auch auf ein Erfolgserlebnis beim Ötzi. Vielleicht sieht man sich abseits des Rennens.

    Gruß

    Tobias

    Antworten
  2. Xandi sagte:

    Hallo Tobias,

    ja, vielleicht geht sich ja ein gemeinsames Getränk aus, würde mich sehr freuen. Und danke, ich werde mein Bestes geben, dir auch viel Erfolg

    Liebe Grüße
    Xandi

    Antworten
  3. Michael sagte:

    Dein Erlebnis aus 2015 ist mir 2016 passiert und irgendwie scheint es eine Kopie inkl. der Vorbereitung bei mir zu sein. 2017 hoffe ich auf Revanche und deine Berichte machen Mut.
    Hoffe es hat 2016 geklappt.

    Antworten
    • Xandi sagte:

      Hallo Michael,
      leider haben mich am Sonntag technische Probleme derart viel Zeit gekostet, sodass ich mich bei der Aufholjagd verbrannt habe. Aber mehr dazu in einem eigenen Blogbeitrag.
      Aber wir beide schaffen das nächstes Jahr, wir holen uns das Finishertrikot, das uns beiden zusteht.
      Liebe Grüße
      Xandi

      Antworten

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