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Vorbereitung auf den Ötztaler, Teil 2

Tja, aufgrund der Tatsache, dass der Ötztaler auf mich wartet, muss ich mich natürlich gewissenhaft darauf vorbereiten, denn ich will ja auf keinen Fall scheitern, wie im letzten Jahr.
Über die Vorbereitung bis Anfang April hab ich ja schon berichtet, jetzt geht’s an den Teil bis Mitte Juli. Und hier wird’s interessant.

Wie könnte es anders sein, es kommt immer etwas dazwischen. In meinem Falle waren es persönliche Probleme, die mich in eine „kleine“ Krise gestürzt haben. So sehr, dass ich mit dem Radsport an sich schon abgeschlossen hatte, zumindest kurzfristig.
Also habe ich die ersten beiden Wochen nach Ostern keine einzige Trainingseinheit eingelegt. Ich war viel zu beschäftigt mit anderen Dingen und hatte weder Kopf noch Drang zum Radfahren. Nach über zwei Wochen konnte ich mal wieder eine Runde einlegen, einfach nur um den Kopf durchzulüften, weil mir alles einfach viel zu viel geworden ist. Aber so extrem wirkungsvoll war auch das leider auch nicht.

rennrad_rennradreviere_salzkammergut2Gut eine Woche später, wir befinden uns jetzt schon bei Ende April, konnte ich mal wieder eine erste wirklich nennenswerte Runde mit über 80 km fahren. Es war eine Runde von Salzburg über Fuschl nach St. Gilgen am Wolfgangsee. Weiter dann über Mondsee und Thalgau und wieder retour nach Salzburg. Es war mal ein schönes Gefühl, wieder nennenswert Rad zu fahren.

Das Wochenende drauf war das lange Himmelfahrtswochenende. Ich fuhr in die Provence um den dortigen Giganten zu bezwingen. Am Donnerstag zunächst die lange Autofahrt nach Vaison la Romaine, am Freitag eine feine Tour von meinem Startort über Malaucène nach Bedoin und auf der klassischen Anfahrt hoch auf den Mont Ventoux. Der Berg ist jetzt sicher nicht der Leichteste, wäre aber wohl bei besserer Vorbereitung viel einfacher zu bewältigen gewesen. So ging ich dann doch deutlich an meine Grenzen und konnte auch den Abschnitt in der Geröllwüste zwischen Chalet Reynard und dem Observatorium am Ventoux nicht ordentlich durchziehen.

Wie gesagt. Die fehlenden Trainingskilometer haben sich sehr bemerkbar gemacht. Oben angekommen, war ich glücklich, dass ich diesen Berg hinter mich gebracht habe. Die Abfahrt nach Malaucène war sehr schön, richtig gemütlich und traumhaft zu fahren. Die Kurven machten kaum zu und es war auch nicht zu steil. Der Weg zurück zum Hotel war sehr leicht und schnell erledigt, da mich der Mistral, den ich in der Früh bekämpft hatte, nun richtig angeschoben hat.

Von meinem Tagwerk zufriedengestellt drehte ich am Tag darauf noch eine kleine Runde vorbereitung-oetztaler-provence-ventouxrund um Suzette und Le Barroux. Hier waren auch ohne hohen Berg relativ schöne Höhenmeter-Werte geboten. Tags darauf ging es wieder in die Heimat.

Die Woche darauf war aufgrund der während des Tapetenwechsels in der Provence gemachten Gedanken zu anderen Themen sehr unproduktiv, was das Radfahren betrifft, eher schon was die Selbstanalyse angeht. Und das Wetter war jetzt auch nicht wirklich zum Luftsprünge machen. Das Pfingstwochenende nutzte ich am Montag für eine kurze Ausfahrt über grade mal 40 km und dann kam der ganz große Hammer.

Ein kleiner Rückfall hat es mir für mehrere Tage verunmöglicht, feste Nahrung zu mir zu nehmen. Ich konnte schlichtweg nichts essen. Da auch die Wochen darauf der Hunger nicht in übermäßiger Form zurückkehrte, habe ich in sechs Wochen gute acht Kilogramm abgenommen. Es war alles andere als geplant und so gewollt, aber es hat auch seine positiven Nebeneffekte.

Da am Wochenende nach Pfingsten der Amadé Radmarathon angestanden wäre, wo ich auch schon das Nenngeld bezahlt hatte, musste ich mich entscheiden, und ich entschied mich gegen einen Start. Denn ich hatte gerade erst wieder angefangen zu essen, und das war für die Verdauung nicht wirklich einfach. Und dem Körper in dieser Situation ein Rennen zuzumuten, das wäre schon mehr als fahrlässig. Ganz lassen wollte ich es dann doch nicht, also hab ich eine gemütliche Runde gewählt und die 82 km von Salzburg über Fuschl, St. Gilgen und Mondsee wieder retour nach Salzburg. Also meine kleine Salzkammergut Runde, runter geradelt, aber ziemlich gemütlich.

Das Wochenende drauf musste unbedingt der Glockner fallen, denn es wäre eigentlich mein Ritual, dass ich den Anfang Mai fahre. Heuer ließ sich dies aber irgendwie nicht so richtig managen. Daher musste ich am letzten Mai-Wochenende in die Heimat und den Glockner auf der klassischen Nordrampe bezwingen. Ich hab mir genügend Zeit genommen, denn ich wurde ja kaum gehetzt. Und es war schön, aber frisch.

Foto: www.marathon-photos.com

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Am Wochenende drauf mein erster Renneinsatz im Jahr 2016. Der Glocknerkönig, also wieder in den Pinzgau. Und trotz Trainingsrückstand von über 500 Kilometern habe ich meine Vorjahresleistung um über 13 Minuten und meinen persönlichen Rekord aus dem Jahr 2010 um 26 Sekunden unterboten. Ich war recht zufrieden. Aber das habe ich ja auch schon beschrieben.

In der Woche drauf holte mich meine Krise wieder ein und es ging im Großen und Ganzen gar nichts. Am Wochenende stand die Dolomitenrundfahrt in Lienz an, und auch hier konnte ich meinen persönlichen Rekord unterbieten, und zwar um gleich 28 Minuten. Das war dann der Wendepunkt, und ich konnte es endlich genießen, das war der ganz große, erste Schritt aus der Krise. Von diesem Zeitpunkt an hatte ich endlich wieder richtig Spaß am Radfahren.

Foto: www.marathon-photos.com

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Zwei Wochen später war dann der Mondsee Radmarathon angesagt. Tags davor eine lockere Runde über 55 km angetreten, und dann auch die 134 km-Runde beim Mondseer mit persönlichem Rekord erledigt. Meine Bestzeit aus dem Vorjahr habe ich um 22 Minuten verbessert. Ich war wieder sehr zufrieden mit mir.

Dann eine Woche Urlaub, und wo sollte man diesen Urlaub verbringen, wenn nicht im Ötztal, in Sölden. Ich habe ein wenig die Strecke besichtigt, die ich am 28. August unter die Räder nehmen will (etwa so, wie es in unserer Reise zum Ötztaler Radmarathon geplant ist) Bis zum Jaufenpass kannte ich das Ding ja, aber auch wenn ich dann das Timmelsjoch nur als Begleitperson einiger Radler im Auto bewältigt habe, der Respekt davor ist durchaus gegeben.

Ich habe für mich beschlossen, ich muss einfach 700 hm/h fahren, konstant, dann ist es zu schaffen. Wobei, so einfach wird’s nicht, das ist klar. Die Punkte, an denen das Zeitlimit für mich zur Herausforderung werden wird, sind der Jaufen, St. Leonhard und Moos. Ich bin davon überzeugt, wenn ich es schaffe, vor 16 Uhr in Moos zu sein, dann bin ich mental stark genug, um meinen geschundenen Körper ohne Probleme vor 19:30 Uhr auf das Timmelsjoch hinaufzuwürgen. Denn mental bin ich stark, das steht für mich außer Frage.

Die restlichen Tage in Sölden wollten auch noch einer sinnvollen Erledigung zugeführt werden, also war klar, dass mal die Fahrt nach Vent sein musste, hier hatte uns aber der Regen so richtig erwischt und uns innerhalb von wenigen Minuten völlig durchnässt. Und am letzten Tag gings natürlich auf den Gletscher hoch, dort, wo die Luft schon dünn ist. Aber auf 2830 Metern Höhe ist es einfach fein. Und Hochsölden musste auch noch sein, ganz klar.

Am folgenden Wochenende war wieder mal Flachgau und Salzkammergut angesagt, also am Samstag auf den Haunsberg, und zwar von der schwierigeren Seite aus, und dann am Sonntag noch die Postalmrunde von Salzburg über Strobl, die Postalm und übers Lammertal und Hallein wieder nach Salzburg. Auf dieser Runde hat mich ca. 30 km vor meiner Haustür die Di2 im Stich gelassen, also bin ich die letzten, glücklicherweise relativ flachen Kilometer, mit einem einzigen Gang heimgeradelt. Ich wollte zwar ursprünglich noch die 120 km voll machen, aber mir haben dann auch 115 genügt, denn ich habe innerhalb Salzburgs die Direttssima zu meiner Haustür gewählt. Kein schlechter Plan, wie ich meine, wenn man das Schaltungsdilemma berücksichtigt. Aber es ist der Schaltung wohl einfach ein wenig zu heiß geworden, denn daheim hat sie wieder funktioniert.

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Foto: www.marathon-photos.com

Und dann Mitte Juli war dann noch mein Auftritt bei der Großglockner Bike-Challange angesagt, ein Bergrennen auf der gesperrten Südseite der Glocknerstraße von Heiligenblut aus auf die Franz-Josefs-Höhe. Die Temperaturen waren recht frisch, im Ziel hatte es bei meiner Ankunft wohlige 0,3°C, aber das macht ja bei einem Bergrennen nichts, drum war ich auch in kurz/kurz unterwegs. Mit dem Rennen selbst bin ich sehr zufrieden hab wieder meine Vorjahreszeit pulverisiert, somit steht mein Rekord für die 17 km und 1350 hm jetzt bei 1:42.

Die acht Kilos machen sich einfach bemerkbar, und jetzt muss ich halt noch Kilometer fressen, damit ich beim Ötzi in Form bin.

Fortsetzung hier. Wenn ihr mit Cycling Adventures den Ötztaler Radmarathon erleben wollt, findet ihr alle Infos hier. Wenn ihr auf der Suche nach einer Woche in den Alpen als Vorbereitung seid, dann schaut euch doch unsere Transalp an, wo ich als Guide dabei sein werde.

Ein Beitrag von:
Alexander Trauner
Gemütlicher Österreicher, aufgewachsen in der rauhen Gegend am Fuße der Großglockner Hochalpenstraße, wohnhaft in Salzburg. Früher nur Passivsportler, dann 2008 dank großer Klappe zum Radfahren gestoßen, 2009 mein erstes Rennrad gekauft und seither gerne im gemäßigten Tempo in der Gegend unterwegs.
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