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Synchronized Shifting Shimano DI2 – Erfahrungen

Automatisches Schalten am Rennrad

Voreinstellungen abspeichern

Es war lange angekündigt und nun ist es da. Shimano bringt parallel zur neuen Dura Ace auch das „automatische“ Schalten. Für ältere DI2 Modelle kann man diese Funktion nachrüsten. Das Bedarf zwar zwei neuer Komponenten, ist ansonsten jedoch recht einfach umzusetzen. Was es braucht und wie es geht habe ich in einem eigenen Artikel beschrieben.

Da ich mich technischen Neuerungen nie verschliessen kann bestellte ich mir also die nötige Batterie sowie das Wireless Modul, baute alles ein und begann mich mit der neuen Funktion auseinander zu setzen.

Im Folgenden werde ich meine Eindrücke wiedergeben, ob sich die Nutzung dieser Automatik lohnt, welche positiven oder negativen Aspekte mir aufgefallen sind. Und vor allem… ob ich in Zukunft nur noch mit Synchronized Shifting unterwegs sein werde.

Was ist eigentlich Synchronized Shifting?

Shimano bietet das Synchronized Shifting aber auch ein Semi-Synchronized Shifting an.

Der „volle“ Modus beinhaltet, dass man grob gesagt nur noch das Ritzel (also hinten) schalten muss. Man kann selber einprogrammieren, bei welchem Schaltvorgang bei hoch oder runter Schalten das Kettenblatt gewechselt wird. Zusätzlich gibt man noch an, wieviele Ritzel parallel dazu automatisch dann hinten Gegengeschaltet werden.

Einstellung der Gangwechsel

Im Beispiel links wird bei der Gangkombination 36-16 beim nächsten Hochschalten automatisch auf 52-20 geschaltet. Beim Runterschalten erfolgt der Wechsel bei 52-28 auf 36-22. Wie bereits geschrieben, kann man selber einstellen, von welcher Gangkombi wohin geschaltet werden soll. Da muss sicher jeder seine eigene Kombination finden.

Es können 2 verschiedene Set-Up eingespeichert werden. Per Garmin kann man zwischen diesen Modi umschalten oder auch in den gewohnten, komplett manuellen Modus zurück wechseln. Das geht einfach und schnell auch während der Fahrt.

Zusätzlich gibt es noch den „Semi“ Modus. In diesem Schaltet man weitestgehend wie gewohnt. Man kann jedoch angeben, ob beim Wechsel des Kettenblatts automatisch am Ritzel gegengeschaltet werden soll. Das kann separat für das hoch oder runterschalten eingestellt werden. Möglich sind hier 1 oder 2 automatisch geschaltete Ritzel.

Automatische Schalten in der Praxis

Ich habe eine Ausfahrt gebraucht um das für mich passende Setup zu finden. Da die Programmierung ja über Bluetooth mit dem Smartphone möglich ist, konnte dies recht einfach unterwegs angepasst werden.

Probiert habe ich beide Modi. Vor allem interessierte mich aber natürlich der „volle“ Modus. Einerseits wie gut das funktioniert und passt. Andererseits ob es da tatsächlich einen Mehrwert gibt.

Grössen festlegen

Es funktioniert. Das ist mal der erste Eindruck. So wie es einprogrammiert ist, so schaltet die DI2 dann auch brav. Für mich ist damit aber eigentlich schon alles Positive gesagt. Während beim Wechsel vom kleinen auf das grosse Kettenblatt das Gegenschalten noch erträglich zügig geht, dauert es in die andere Richtung zu lange. In der Regel findet der Schaltvorgang in leichtere Gänge an Anstiegen statt. Man ist im Tritt, schaltet und Schritt für Schritt wird hinten die Kette bewegt. Entsprechend ändert sich dabei auch je nach Einstellung mehrmals die Übersetzung bis der korrekte Gang drin ist. Das bringt mich erst mal unnötig aus dem Rhythmus. Dieser Vorgang dauert bei mir manuell nur einen Bruchteil der Zeit.

Hinzu kommt auch, dass die Voreinstellung nicht für jede Fahrsituation stimmt. Fahre ich ohne Synchronzed Shifting schalte ich in der Regel bei einem Kettenblattwechsel auch parallel die benötigten Ritzel. Das können mal 3 sein, ab und zu aber auch nur 1. Je nach Gelände, Fahren im Sitzen oder im Wiegetritt, fällt die Entscheidung anders aus. Da denke ich kaum drüber nach. Das passiert einfach und stimmt in der Regel. Bei der Automatik stimmt es für mich seltener. Hier muss ich auch immer wieder noch einmal „nachschalten“, da der automatische Gang nicht ganz passte.

Der „Semi“ Modus ist auf dem Hintergrund bei mir daher auch „durchgefallen“. Auch hier ist es situativ verschieden, ob ich 1 oder 2 Ritzel schalte. Mich da mit einer Automatik festzulegen passt einfach nicht. Auch hier kommt hinzu, dass ich manuell die Gänge schneller geschaltet habe als es die Automatik hin bekommt.

Fazit zum Synchronized Shifting

Wahl Schaltmodi

Ich war gespannt und skeptisch. Die Skepsis hat sich für mich bewahrheitet. Für mich sehe ich keinen Grund, warum ich diese Funktion nutzen sollte. Das manuelle, elektrische Schalten ist extrem schnell und kann situativ passend ausgeführt werden.

Das automatische Schalten, egal ob mit Synchronized Shifting oder Semi-Synchronized Shifting, wirkt auf mich Nachteilig. Es ist einfach zu langsam und schränkt mich ein.

Es kann gut sein, dass sich andere mit der Funktion anfreunden und den „Luxus“ geniessen nicht mehr über den Zeitpunkt des Wechsels des Kettenblattes nachdenken zu müssen.

Vielleicht schreibt ihr ja über Eure Erfahrungen. Wer ist den ganz anderer Meinung als ich und findet es eine nützliche Entwicklung?

 

Ein Beitrag von:
Lutz Goldbecker
Schweizer Deutscher der auch sehr gerne in Italien oder Frankreich Rennrad fährt.
7 Kommentare
  1. korte.dietmar@t-online.de sagte:

    Für mein neues Rad habe ich mich von Campa Super Record für die neue Dura Ace R9150 mit Bluetooth und Schalteinstellung mit Akkuaufladung im Lenkerende entschieden. Nach nunmehr über 3.000 km bin ich von dem Gesamtsysthem begeistert und möchte auf die R9150 nicht mehr verzichten. Was habe ich festgestellt ? Da ich gerne um 100 1/min fahre, programmiert ich die Basis Schaltgeschwindigkeit 1 Stufe schneller. Jetzt bin ich mit der Synchro Schift Funktion super zufrieden, die ich von Anfangs 1 auf 3 und jetzt auf 2 Ritzelsprünge programmiert habe. Bei 52-36 fahre ich bei gleicher Frequenz mit einem Schaltvorgang vorne durch autom. Korrektur von 2 hinten, ca 1 Km/h schneller. Das ist für mich ein sehr hoher Komfortgewinn. Auch das Umschalten im Lenker durch Tastendruck auf andere Programme ist perfekt. Der Edge 1000 zeigt alle Informationen sofort an. Zusammenfassung: Nach Test von allen Varianten nutze ich heute mit Leidenschaft nur noch die oben beschriebene Synchro Schift Funktion.
    Gruß
    Storckist

    Antworten
    • Lutz sagte:

      Hallo Storckist
      Danke für die Rückmeldungen. Ich war davon ausgegangen, dass es auch andere Meinungen und Erfahrungen damit gibt.
      Ich muss mich mal schlau machen ob die neue R9150 vielleicht auch deutlich schneller schaltet als die „alte“ Ultegra 6870. Das ist ja eigentlich mein Hauptkritikpunkt. Eingestellt ist bereits die „schnellste“ Schaltgeschwindigkeit am Schaltwerk.
      Gruss und schöne Touren
      Lutz

      Antworten
  2. Martin sagte:

    Super Bericht! Ich spekuliere ja schon seit einiger Zeit mit diesem Feature, war aber von dem Nutzen für mich nicht gänzlich überzeugt. Nach Deinem Bericht und Deinen Erfahrungen steht für mich fest, das ich es bei der manuellen Variante belasse, zumindest solange der Akku nicht ersetzt werden muss.

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  3. Wilfried sagte:

    Hallo Lutz,
    habe meine Ultegra Di2 Schaltung auch umgerüstet auf automatisches schalten. Soweit alles ok. Was mir alledings noch nicht gefällt ist, das ich beim zurückschalten vom großen auf das kleine Kettenblatt vorne bis auf das letzte Ritzel ( 32) hochschalten muß. Ein andere Programmierung ist nicht möglich. Um eine optimale Kettenlinie zu erreichen, müßte der Wechsel mindestens ein Gang vorher schon geschehen. Gibt es eine Möglichkeit dies zu ändern.

    Antworten

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