Shimano DI2 Schaltung einstellen
Shimano DI2 einstellen
Grundsätzlich funktioniert eine Shimano DI2 genauso wie eine mechanische Schaltung. Egal ob Ultegra oder Dura Ace. Die Endanschläge am Umwerfer und am Schaltwerk müssen richtig eingestellt werden. Dann wird am Schaltwerk noch die Zugspannung justiert. Fertig. Aber hier kommt natürlich der erste Unterschied. Da die DI2 nun mal keine Züge hat, wird keine Zugspannung eingestellt sondern die Stellung des Schaltwerks über den Ritzeln. Dies geht elektronisch und meines Erachtens noch einfacher als bei einem Zug. Vorne am Umwerfer kann man sich diesen Schritt komplett sparen. Sobald dieser richtig ausgerichtet ist und die Endanschläge eingestellt wurden, funktioniert er in der Regel tadellos.
Ergänzung (9.5.16): Ein Tipp vorweg. Wer die Anleitung mit in die Werkstatt nehmen möchte, kann den Text mit Bildern sehr gut über den grauen „Print“ Knopf (Rechts unter dem Titelbild) ausdrucken…
Aber nun alles der Reihe nach:
Benötigte Werkzeuge
Es wird davon ausgegangen, dass die Kettenmontage erfolgt ist bzw. die nötigen Kenntnisse vorhanden sind.
Damit die Arbeiten zügig gemacht werden können, sollte zunächst das benötigte Werkzeug parat liegen. Benötigt wird wenig:
- Innensechskant-Schlüssel 2 mm
- Innensechskantschlüssel 5 mm
- Kreuzschlitz Schraubendreher
Feinjustieren der Einstellung des Schaltwerks
Der erste Schritt ist es, das Schaltwerk so zu justieren, dass die Kette nicht an den Ritzeln schleift.
Zur Feinjustierung des Schaltwerks gibt es am Elektroverteiler vorne unter dem Vorbau einen kleinen Knopf. Es gibt zwei Versionen dieses Verteilers. Die aktuellere Version sitzt direkt unter dem Vorbau. Die ältere Version ist vor dem Steuerrohr direkt an den Kabeln.
Den benötigten Knopf haben beide. Drückt man diesen länger, beginnt die LED rot zu blinken. Nun ist es möglich, mit einem Klick der beiden Schaltknöpfe am rechten Bremshebel das Schaltwerk um 0,1 mm je Klick nach oben oder unten zu bewegen.Nun erfolgt noch das Feinjustieren des Schaltwerks, was mit dem einstellen der Zugspannung bei einer mechanischen Schaltung vergleichbar ist.
Hierzu auf das 5. Ritzel von unten gezählt schalten. Mit der Feinjustierung das Schaltwerk so bewegen, dass die Schaltrolle ganz genau unter dem Ritzel steht. Recht einfach geht dies, in dem man das Schaltwerk in Einzelschritten nach oben bewegt (Also Richtung grosses Ritzel) bis es leicht am nächsten, dem 6. Ritzel schleift. Nun einfach 4x nach unten bewegen. Das sollte passen.
Optisch kann man aber natürlich auch schalten, bis Ritzel und Schaltrolle exakt senkrecht stehen.
Passt alles, dann wieder länger auf den kleinen Knopf unter oder vor dem Vorbau drücken, bis die LED grün aufleuchtet.
Schaltwerk einstellen
Als nächstes sollte nach Schalten auf das grösste Ritzel geprüft werden, ob die Schaltrolle genug Abstand zum Ritzel hat oder ob dieses schleift. Sollte es schleifen, wird die Schraube, welche sich am Schaltauge abstützt, so weit hineingedreht werden, bis die Schaltrolle genügend Abstand zum Ritzel hat. Dies auch mit drehen der Kurbel testen.
Sollte es nicht möglich sein, auf das grösste Ritzel zu schalten, kann der Schritt auch später durchgeführt werden.
Als erstes schaltet man jedoch auf das grösste Ritzel. Sollte es nicht möglich sein, muss die Anschlagschraube etwas gelöst werden, bis das obere Ritzel erreicht ist. Die Schaltrolle sollte möglichst genau unter dem Ritzel stehen. Die Anschlagschraube nun so einstellen, dass das Schaltwerk etwas über diese Stellung hinaus bewegt werden kann. Hierzu sollte die Schraube etwa eine 3/4 Drehung gelöst werden.
Dasselbe macht man als nächstes auf dem kleinsten Ritzel. Den Anschlag so einstellen, dass die Schaltrolle genau unter dem Ritzel steht und dann ca. 3/4 Drehung zusätzlich lösen, da sonst die Gefahr besteht, dass der Schaltvorgang auf das kleinste Ritzel nicht funktioniert. Beim Schaltvorgang selber bewegt sich das Schaltwerk nämlich etwas über die Position hinaus, die Kette wandert hoch und kurze Zeit später geht das Schaltwerk automatisch wieder ein paar Millimeter zurück und steht so optimal über der Schaltrolle.
Umwerfer einstellen
Zunächst sollte hier geprüft werden, ob der Umwerfer die richtige Höhe hat und ob das Leitblech des Umwerfers waagerecht zum Kettenblatt ausgerichtet ist.
Ist dies nicht der Fall, sollte zunächst mit Hilfe des grösseren Innensechskant Schlüssels die Höhe des Umwerfers justiert werden. Das Leitblech sollte 1 – 3 mm über den Zähnen des grossen Kettenblatts eingestellt werden.
Bevor man die Schraube wieder fest zieht sollte die kleine Schraube (Stützschraube), welche recht gut versteckt zwischen den Justierschrauben für das grosse und kleine Ritzel zu finden ist, etwas herausgedreht werden. Diese dient dazu, dass der Umwerfer am Rahmen gut abgestützt ist und den Kräften beim Schaltvorgang genug Halt gegeben ist. Gleichzeitig lässt sie sich auch gut nutzen, um den Umwerfer parallel zum Kettenblatt auszurichten.
Beim Festschrauben des Umwerfers sollte bereits versucht werden, dass dieser parallel zum grossen Kettenblatt ausgerichtet ist. Tendenziell eher hinten etwas näher zum Rahmen belassen als andersrum. Nun wird die besagte Schraube vorsichtig hineingedreht bis Wiederstand da ist und sich der hintere Teil des Umwerfers leicht nach aussen bewegt. Mit dem Hineinschrauben aufhören, wenn der Umwerfer waagerecht zum grossen Kettenblatt steht. Dies ist ein wichtiger Schritt, da ein schräges Leitblech die Funktion beeinträchtigt.
Nun geht es an das Einstellen der Endanschläge des Umwerfers.
Ob man mit dem kleinen oder dem grossen Kettenblatt beginnt ist egal.
Auf das grosse Kettenblatt schalten und hinten auf das grösste Ritzel. Nun die rechte Anschlagschraube so drehen, bis die Kette gerade nicht mehr am Kettenblatt schleift.
Auf das kleine Kettenblatt schalten und hinten auf das kleinste Ritzel. Nun die linke Anschlagschraube so drehen, bis die Kette gerade nicht mehr am Kettenblatt schleift. Abstand beim kleinen Kettenblatt etwa 0,25 bis 0,5 mm zwischen Kette und Leitblech, beim grossen Kettenblatt etwa 0,5 bis 1 mm.
Einstellung austesten und nachjustieren
Im Anschluss alle Gänge durchtesten und wo es nötig ist nachjustieren. Sind die Anschläge gut eingestellt, wird es auch nicht passieren, dass die Kette vorne oder hinten über das grösste oder kleinste Ritzel oder Kettenblatt hinüber fällt.
Eher kommt es vor, dass die Kette nicht auf das kleinste oder grösste Ritzel schaltet. In dem Fall die Anschlagschraube in 1/4 Drehungen nach und nach etwas lösen und danach neu probieren ob diese 1/4 Drehung schon ausreicht. Bemerken kann man dies beim grossen Ritzel auch daran, dass
- die Kette zunächst auf das grosse Ritzel schaltet und dann wieder zurück fällt
- der Motor dauerhaft ein Geräusch macht, da er an den Anschlag drückt, aber nicht weit genug bewegt werden kann (Dies kann auch schnellen Akku Verbrauch zur Folge haben)
Sollte die Kette an Ritzeln schleifen, muss die Feinjustierung verfeinert werden. Dies kann man mit der nötigen Vorsicht auch während der Fahrt machen, da man ja gut an den entsprechenden Knopf herankommt.
Auf der ersten Tour nach einem Einstellen der Schaltung ist es sinnvoll, einen passenden Innensechskant Schlüssel entweder am Minitool zu haben (Testen ob der zum Einstellen taugt! Ich habe ein Topeak Minitool was so dämlich gemacht ist, dass der passende Innensechskant zu kurz für die Umwerferschrauben sind.) oder einen einzelnen Schlüssel in die Trikottasche zu nehmen.
Viel Erfolg und Spass beim Schrauben!
Danke für diese sehr gute und ausführliche Beschreibung!
Bei meinem meuen Canyon knattette die Kette nach dem Kauf auf den Ritzeln, eine Gebrauchsanleitung der Di2 gab es auch micht.
Dank deiner Anleitung schalten jetzt alle Gänge perfekt und knattern gibt es auch nicht mehr.
Ich habe das Schaltwerk visuell eingestellt. Ergenzend kann ich sagen:
Von unten kann man mit ner Taschenlampe sehr gut sehen, ob die Zähne der Ritzel mittig in die Kettenglieder laufen. Hier ist natürlich der Übergang der Kette vom obersten Leitröllchen des Umwerfers auf das Ritzel wichtig. Beobachet bei sehr langsamen Drehen der Kette ob der Zahn des Ritzels mittig in’s Kettenglied einläuft.
Ich war eine komplette Niete beim Einstellen von Schaltungen. Generell ist die Di2 wirklich super zum Einstellen. Dank dieser hervorragenden Beschreibung.
Hallo
Das freut mich doch :-)
Der Artikel hat noch eine spezielle Entstehungsgeschichte. Auf einer unserer Reisen in Italien, wo ich nicht dabei war, hatte ein Teilnehmer Probleme mit der DI2. Leider kannte sich zu diesem Zeipunkt kein Guide vor Ort mit einer DI2 aus, so dass sie bei mir anfragten. Statt es Ihnen alleine zu erklären habe ich dann schnell Fotos gemacht und den Artikel erstellt.
Toll, wenn ihn letztlich noch mehr nutzen können.
Gute Fahrt mit der DI2 und bleib Gesund
Lutz
Hallo Lutz, ich setze mich auch gerade erstmals mit der DI2 auseinander (Gebrauchtrad mit 6870 elffach), weil die Kette auf dem 28er Rettungsring unter Zug leicht klickt – gerade so viel, dass es nervt (eigentlich nervt jedes außergewöhnliche Klicken am RR).
Meine Frage: Du schreibst: vom großen Ritzel gezählt aufs fünfte schalten zum Einstellen. Ist das für 10- und 11fach-Schaltungen gleich oder muss je nach Gängezahl ein anderes „Einstellritzel“ gewählt werden?
Danke im Voraus! Klaus
Hallo Klaus
Das müsste bei 10-fach ähnlich sein. Eins in der Mitte. Die Anleitung oben bezieht sich auf 11-fach. Ich habe aber ein Rad mit der allerersten DI2 dran (10-fach). Da geht es genauso.
Bei der DI2 ist sicher am Wichtigsten die obere und untere Einstellung der Anschläge. Das dort die Kette sauber läuft.
Wenn dazu der Umwerfer richtig eingestellt ist, gibt es nach der Feinjustierung auf einem der mittleren Ritzel eigentlich bei einer fehlerfreien DI2 kein Schleifen oder Springen auf nur einem Ritzel. Die Gangsprünge sind da so exakt, dass es passt.
Verzeih mir eine blöde wirkende Frage; Aber genau das hatte ich schon mal bei einem Teilnehmer auf einer unserer Reisen: Die 6780 ist ja 11-fach. Ist hinten definitiv ein 11-fach Ritzel drauf? 10-fach funktioniert nämlich auch. Aber eben immer irgendwo mit Schleifen oder Springen.
Und bist Du sicher, dass das Knacken unter Zug an der Einstellung des Schaltwerks liegt? Es kann auch je nach Kettenlinie sein, dass die Kette selber Geräusche macht. Knacken finde ist je eh ein Thema für sich. (Habe ich auch aktuell wieder mal und hasse es genauso wie Du. Ein RR darf nicht knacken, klicken oder sonst was ;-) )
Viel Erfolg bei der Ursachensuche und beim Einstellen. Ist eine tolle Schaltung, auch wenn ich inzwischen komplett auf SRAM Etap umgestiegen bin.
Lieber Gruss
Lutz
Hi Lutz, danke für die schnelle Antwort! Äh, vielleicht hab ich mich umständlich ausgedrückt. Das ist eine 11-fach Schaltung aus 2016. Ich hab’s gestern mal neu eingestellt und vor allem auch die Anschläge überprüft und nachjustiert. Beim Trockentest klangs ganz gut (besser). Gefahren bin ich noch nicht. Hab mir Semikompakt-Kettenblätter bestellt, weil mir die Heldenkurbel hier im Voralpenraum zu heftig ist. Im Zuge dessen werde ich auch die Kette wechseln. Länge scheint schon noch ok, aber sie läuft etwas rau. Vermutlich sind auch die Kettenblätter nicht mehr die allerbesten. Sind lt. Vorbesitzer 8000 gelaufen.
Langer Rede: Ob fünftes oder sechstes Ritzel scheint nicht ganz so kriegsentscheidend zu sein. Hab ergänzend zu deinem Text auch noch den youtube-Beitrag von fahrrad.org mit nem Merida-Renner angeschaut und justiert. Mal sehen, was der Praxistest sagt – momentan ist’s wieder a’kalt bei uns und es schifft (ich weiß, Schönwetterfahrer und so :-))
PS: Lustig, die E-tap hat ein Bekannter, nachdem sie auf einer längeren Tour den Dienst verweigert hatte, umgehend wieder abmontiert und gegen die mechanische Red getauscht
Hallo, habe da mal ne doofe Frage.
DI2 meiner Frau – alle Gänge schalten perfekt,
nur der Umwerfer schleift, wenn vorne gross
und hinten auf dem 6. Blatt gefahren wird.
Beim Schalten auf das 7. Blatt stellt sich der
Umwerfer nach und läuft wieder richtig.
Gibt es die Möglichkeit den Umwerfer nur in
dieser bestimmten Gangkombination zu justieren,
ohne dass ich danach Probleme mit den anderen
Kombinationen bekomme?
Hallo Markus
Wenn der Umwerfer exakt gerade eingestellt ist und die Endanschläge ebenfalls korrekt eingestellt sind, schleift normalerweise nichts bei der DI2.
Ich würde zu nächst prüfen ob der Umwerfer wirklich parallel zum Kettenblatt steht UND ob die Stützschraube für den Rahmen so angezogen ist, dass sie den Umwerfer tatsächlich vor Bewegung bei Schaltvorgängen schützt.
Danach die Endanschläge für das kleine und grosse Kettenblatt genau einstellen.
Falls das alles stimmt und es immer noch schleift, kann es auch noch an der Justierung des Schaltwerks liegen. Glaube ich aber eher nicht, da es dabei in der Regeln nicht nur auf einem Ritzel Geräusche gibt.
Ich tippe (auch aus eigener Erfahrung) auf nicht ganz korrekt eingestellten Umwerfer.
Viel Erfolg, Lutz
Noch als Ergänzung. Eine Justierung nur an einem Ritzel geht nicht. Da ist die DI2 aber so genau, dass dies auch keinen Sinn macht. Das Problem kommt von wo anders her.
Gruss, Lutz
Vielen Dank,
werde mich heute Abend nach der Tour mal damit beschäftigen.
Ist ja zum Glück an dem Rad meiner Frau ;-)
Allerdings macht das das Problem auch dringlich :D
Viele Grüsse
Markus
Hallo
Ich habe die DI2, aber sie macht mir leichte Sorgen. Ok, nicht die Schaltung an sich. Ich habe super Laufräder, etwas älter, aber so gut, dass ich mich beim neuen Rad gegen Scheibenbremsen entschieden habe. Die LR sind konzipiert für 9- bis max 10fach. Mit viel Glück und Zeit konnte ich in GB einen Freilauf hierfür für 11fach kaufen. Ich kriege die Schaltung aber noch nicht sauber hin. Mit Geduld und Spucke …
Eine Sache ist mir aber nicht klar. WOFÜR gibt es die Anschlagsschrauben? Wenn bei mir die Schaltung „unten“ ist geht sie eh nicht weiter. Ein Problem ist bei mir, geht die Kette auf das kleinste Ritzel, stellt sich in der Mitte ein Geräusch ein, schaltet hin und wieder nicht schnell genug. Dabei ist der Anschlag unten mit Luft. Also meiner Ansicht unnötig. Oder?
Vielleicht ist aber das LR einfach nicht dafür geeignet in seinen Dimensionen. Bei den Original LR ist alles einwandfrei.
Danke für eine evtl. Hilfe und Erkenntnis.
Michael
Hallo Michael
Die Anschlagschrauben machen schon Sinn. Vor allem auf dem grossen Ritzel besteht ansonsten schon die Gefahr, dass die Kette über das Ritzel befördert wird und zwischen Ritzel und Speichen fällt. Dies auch bei guter Einstellung.
Was bei Deinem Laufrad nicht richtig funktioniert ist schwer zu sagen. Wenn das LR für 9-10 ausgelegt war kann es gut sein, dass der Aufbau mit dem neuen 11er – Rotor dennoch nicht genau passt.
Viel Erfolg bei der Fehlersuche
Lutz