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Rennradfahren auf Sizilien – Region Siracusa

Blick von Ortigia nach Norden

Sizilien, der südlichste Zipfel Italiens, birgt schon im Namen eine gewisse mediterrane Anziehungskraft. Sonne, Meer, Zitrusfrüchte, Fisch, Wein und überhaupt gutes Essen. Das sind zumindest Assoziationen, die mir zur Insel Sizilien spontan einfallen.

Meine Erfahrung von zwei Reisen in die Region Siracusa bestätigten diese. Hinzu kommt, dass sich hier auch noch ein wirklich schönes Rennradrevier verbirgt, das es ermöglicht, den Sommer zu verlängern oder den Winter zu verkürzen.

Ferla im Valle dell‘ Anapo

Die Monate Dezember bis Februar sind für unsere Verhältnisse noch warm, man kann es jedoch sicher nicht mit den Kanaren vergleichen. Geht die Sonne unter, wird es kühler, es gibt im Jahresmittel die meisten Regentage. Dennoch ist auch diese Zeit wunderbar geeignet, um dem Winter in unseren Breitengraden zu entfliehen. Optimale Monate zum Rennradfahren sind hier März bis Mai und Oktober/November. Die Sommermonate wiederum sind in der Regel sehr heiss, so dass ab Mitte Juni bis in den September das Radfahren nur etwas für hitzeerprobte Leute ist.

Im Folgenden stelle ich die Region Siracusa und das von hier aus erreichbare Radrevier vor und bringe ein paar Tourentipps ein. Nach meinen Informationen, auch von Einheimischen, ist die Südostküste die trockenste Gegend der Insel, so dass sie in den unbeständigeren Monaten die wenigsten Regentage aufweist.

Anreisemöglichkeiten

Fähre im Hafen von Genua

Anreisemöglichkeiten gibt es einige. Am naheliegendsten scheint auf Grund der Entfernung zunächst das Flugzeug. Ökologisch sicher nicht die erste Wahl, hat es aber auch sonst noch Nachteile. Radmitnahme kostet meist extra. Oder man braucht noch ein brauchbares Mietrennrad, was gemäss meinen bisherigen Recherchen in der Region nicht einfach zu finden ist. Dazu kommt, wenn man noch einiges anschauen möchte, ein Mietwagen.

Eine Anreise mit dem Zug ist extrem lang aber gut möglich. Radmitnahme wohl auch. Je nach Zugwahl muss das Rad aber eventuell in einer Radtasche verstaut sein.

Wer sehr viel Zeit hat, kann natürlich auch in mehreren Etappen mit dem Auto anreisen und auf dem Weg den Stiefel hinunter in anderen tollen Regionen Italiens Zwischenstopps einlegen.

Mehr per Zufall sind wir auf eine vierte Möglichkeit gestossen, welche wir zu zweit dann auch beim letzten Urlaub genutzt haben. Die Anreise per Schiff.

Genauer gesagt mit der Fähre von Genua nach Palermo. Mit dem Auto gemütlich bis Genua, dann mit Übernachtung, in einer wirklich angenehmen Zweierkabine, per Fähre nach Palermo. Von dort sind wir dann nach zwei Tagen Stadtbesichtigung hinüber in den Süden gefahren. Das war eine sehr entspannte Anreise, welche wir gut weiterempfehlen können, wenn man nicht zu weit im Norden wohnt. Dazu kommt, dass so die eigenen Räder dabei sind und für Ausflüge das eigene Auto zur Verfügung steht.

Siracusa und die Insel Ortigia

Domplatz Ortigia

Wer nach Siracusa kommt, sieht von Weitem als erstes die sehr besondere Architektur des Santuario Madonna delle Lacrime, die auf jeden Fall einen Besuch lohnt. Ebenfalls einen Besuch wert ist in der Stadt auch der Parco Archeologico della Neapoli mit dem eindrücklichen griechischen Theater.

Sehr viele weitere Sehenswürdigkeiten findet man dann jedoch auf der kleinen Insel Ortigia, die direkt per Brücke mit dem Festland verbunden ist.

Sie ist die Altstadt von Siracusa. Viele Gebäude sind inzwischen sehr schön restauriert, andere warten noch darauf oder sind gerade in Arbeit. Tolle Gassen mit Restaurants und Weinbars  laden zum Schlendern und Geniessen ein. Mittendrin dann der riesige Domplatz, den man in der Grösse eigentlich kaum auf solch einem kleinen Eiland erwarten würde.

Griechisches Theater Siracusa

Es gibt neben einigen Hotels viele Ferienwohnungen auf Ortigia. Wir haben in der Ferienwohnung „La Colombaia di Ortigia“ gewohnt, was ich an dieser Stelle sehr weiterempfehlen kann. Auf Anfrage kann man auch einen Garagenplatz in der Parallelstrasse bekommen, was in der dichten Altstadt sehr sinnvoll ist.

Am Meer, etwa 250 Meter von der Wohnung entfernt, gibt es an ein paar Felsen Liegemöglichkeiten sowie zwei Treppen ins Meer, so dass man auch gut einige Badestunden einbauen kann.

Man merkt, ich mag die kleine Insel. Man kann hier wunderbar einen Urlaub verbringen und einfach das italienische Leben geniessen.

In Bezug auf das Radfahren hat Ortigia aber leider einen deutlichen Nachteil: der Verkehr. Auf der Insel ist es problemlos. Sobald man jedoch über die Brücke ist, muss man sich ein paar Kilometer aus der Stadt kämpfen. Es gibt leider keine richtig brauchbaren Nebenstrassen, um die Stadt zu verlassen.

Dazu kommt teilweise noch ordentliches Kopfsteinpflaster auf dem Weg durch Siracusa, was die Lust auf tägliche Ausfahrten ein wenig trübt.

Noto

Wer ausschliesslich Rennradfahren möchte, sucht sich daher besser einen Standort ein paar Kilometer südlich von Siracusa am Meer. Hier gibt es einige Ressorts mit Strand und auch etliche Ferienwohnungen.

Eine sehr gute Alternative, etwas weiter im Inland, ist Noto. Hier hat man eine kleine, sehr hübsche Stadt und ist mit dem Rad sofort draussen auf kleinen, ruhigen Strassen unterwegs.

Wer jedoch nicht täglich auf das Rad will und italienische Altstädte mit ihren Gassen und Restaurants mag, wird auf Ortigia ein tolles Ambiente finden und dennoch einige tolle Radrunden von hier aus fahren können.

Radfahren in der Region Siracusa

Blick auf Siracusa

Wenn ich Kollegen erzähle, ich ginge zum Rennradfahren nach Sizilien, kommen alle schnell auf den chaotischen Verkehr zu sprechen. Ja, er ist chaotisch. Aber er ist definitiv nicht gefährlicher oder schlimmer als in Deutschland, der Schweiz oder Österreich. Im Gegenteil. Ich fühle mich hier meist sicherer. Es wird gehupt, es wird nicht direkt nach erkennbaren oder bekannten Regeln gefahren, aber es wird auch gebremst und Rücksicht genommen, wenn es nötig ist. Das mich daheim täglich nervende Vorbeifahren mit kaum vorhandenem Abstand habe ich hier nie erlebt. Sinnvoll ist aus meiner Sicht, generell in Italien, immer klar und deutlich zu fahren. Nicht zögerlich. Die Italiener lassen einen im dichtesten Verkehr rein, warten Überholmöglichkeiten ab – eine gefährliche oder richtig unangenehme Situation hatte ich hier nie.

Immer wieder schöne Serpentinen

Nördlich von Siracusa hat sich am Meer sehr viel Industrie angesammelt. Primär Anlagen zur Erdölverarbeitung. Dementsprechend hoch ist dort auch das Verkehrsaufkommen, so dass der Küstenstreifen selber zum Radfahren nicht einladend ist. Es drängt sich auf, westlich von Melilli oder Belvedere zu bleiben.

In Richtung Süden ist es jedoch gut möglich, bis zum südlichsten Zipfel der Insel, dem Portopalo di Capo Passero, am Meer entlang zu fahren. Lediglich zwischen Fontane Bianche und Avola muss man kurz auf die Hauptstrasse, was jedoch recht problemlos ist.

Bei Avola Antica

Vom Meer führen etliche kleine und grössere Strassen hinauf ins Inland. Da in diese Richtung kaum grössere Städte liegen, ist der Verkehr hier durchgehend gering. Verkehrsarmes Radfahren, auch auf den grossen Strassen, ist dort garantiert. Selbst die kleineren Strassen haben meist guten Asphalt und etliche winden sich mit tollen Serpentinen die Hänge hinauf.

Im Valle dell‘ Anapo

Gerade die Anstiege auf das erste Hügelplateau bieten tolle Aussicht zurück in Richtung Meer. Diese Mischung aus blauem Meer, grünen Wiesen und weissem Kalkstein machen für mich den optischen Reiz der Gegend aus. Die Landschaft ist lieblich Grün, wirkt dabei aber mit den Felsen durchsetzt dennoch rau und wild.

Wie in Italien üblich, findet man in fast jedem Dorf eine Bar. Es ist daher in der Regel völlig unproblematisch, sich unterwegs zu verpflegen. Egal ob man einen Teller Pasta oder nur ein Panino, Arancino oder eine Impanata sucht, man hat genug Auswahl.

Ein Abstecher mit dem Rennrad zum Ätna

Der Ätna

Bei guter Sicht gibt es einige Anhöhen in der Gegend rund um Siracusa, von der man bei gutem Wetter den Ätna in seiner vollen Grösse bewundern kann.

Ist man einmal mit dem Rad auf Sizilien, gehört eine Ätna-Umrundung meiner Meinung nach dazu. Der Weg durch die dunklen Lavafelder zum einen und das daraus neu erblühte Grün auf der anderen Seite lohnen den Weg definitiv.

Ein guter Ausgangspunkt befindet sich am oberen Ende von Nicolosi am Südfuss des Ätna Nationalparks (von der Autobahn bei Catania der Beschilderung „Etna Sued“ folgen). Hier findet man gut einen Platz, wo man sein Auto stehen lassen kann.

Sizilien ist aus verschiedener Sicht eine Reise wert. Und wer dorthin fährt und Rennradfahrer ist, sollte unbedingt das Rad mitnehmen.

Habt ihr weitere Tipps, Erfahrungen oder Anregungen zu Sizilien? Teilt sie uns in der Kommentarspalte mit.

Ein Beitrag von:
Lutz Goldbecker
Schweizer Deutscher der auch sehr gerne in Italien oder Frankreich Rennrad fährt.
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