Quietschende Scheibenbremsen wegen Verglasung?
Scheibenbremsen sind stark im Kommen. Auch auf unseren Reisen sehen wir zunehmend mehr Fahrerinnen und Fahrer mit Rennrädern welche mit Scheibenbremse ausgestattet sind.
Ein oft genannter Grund gegen Scheibenbremsen ist angeblich ständiges Quietschen beim Bremsen.
Dies habe ich bei trockenen Bedingungen und den richtigen Bremsbelägen bisher noch nicht erlebt. Bei Nässe schon eher. Da braucht es oft ein paar Radumdrehungen, bis die Scheibe trocken ist und es nicht mehr quietscht.
Fängt eine Scheibenbremse nach einiger Zeit auch im Trockenen an zu Quietschen, liegt das sehr oft an verglasten Belägen. Hierfür gibt es zwei mögliche Gründe:
- Waren die Beläge neu und wurden nicht korrekt eingebremst, so können Harze, Gase und andere Mittel aus dem Belag austreten und darauf eine verhärtete, glatte Schicht bilden, welche zum Quietschen führt.
- Tritt das Quietschen deutlich später auf, liegt es meist daran, dass oft schleifend oder nur sehr schwach gebremst wird. Die Bremse erhitzt nicht richtig und der geringe Druck auf die Scheibe führt dazu, dass der Belag quasi poliert und somit glatt wird.
Beides erkennt man gut wenn man den Belag ausbaut und anschaut. Er ist meist dunkel und hat eine glatte Oberfläche, was man auch mit dem Finger gut fühlen kann (Siehe Beitragsbild oben – Vergleich vor und nach dem Schleifen).
Ist die Verglasung nur sehr gering kann ein erneutes Einbremsen helfen. Dazu einige Male, am besten auf einer verkehrsfreien, leicht bergab führenden Strecke, sehr stark bis in den Stand abbremsen.
Hilft dies auch nicht, bleibt neben neuen Belägen nur das Abschleifen der verglasten Schicht auf den Bremsbelägen, solange diese nur die Oberfläche betrifft und noch nicht bis zur Trägerplatte durchgedrungen ist. Meist ist aber nur die Oberfläche betroffen, welche mechanisch abgetragen werden kann.
Da es sich um Arbeiten an einem Teil der Bremse handelt, sollte dies nur von erfahrenen Schraubern auf eigene Gefahr gemacht werden.
Zunächst werden die Beläge ausgebaut.
Für das Abschleifen kann man Schleifpapier nehmen (z.B. 120er Körnung) oder auch eine breite Feile.
Ich spanne die Beläge dazu vorsichtig mit der Trägerplatte in einen kleinen Ambos und feile die obere Schicht ab bis die ursprüngliche, leicht raue Oberfläche zum Vorschein kommt.
Nimmt man Schleifpapier, kann man dieses auf die Werkbank legen und den Belag mit der Hand darauf abschleifen.
Es muss natürlich sichergestellt werden, dass noch genug Material auf der Trägerplatte übrig bleibt. Ansonsten lieber neue Beläge kaufen.
Danach den Schleifstaub auf dem Belag und der Trägerplatte gut wegwischen oder -pusten. Ich säubere im Anschluss in der Regel noch den Belag und die Scheiben mit Isopropylalkohol. Dieser entfettet ohne chemische Rückstände. Es gibt auch spezielle Bremsenreiniger. Diese werden, auch auf Alkoholbasis, ähnlich funktionieren.
Nach dem Einbauen der Bremsbeläge sollten diese wie neue Scheibenbremsbeläge an einer ungefährlichen Strecke vorsichtig eingebremst werden. Dies dient dazu, die Scheibe und die Beläge wieder aneinander anzupassen. Gleichzeitig könnt ihr dabei auch testen ob die abgeschliffenen Beläge tatsächlich wieder die ursprüngliche Bremsleistung bringen. Ist dies nicht der Fall, lieber auswechseln.
Gerade bei Scheibenbremsbelägen, die noch einiges an Material haben, kann man so Geld sparen und den vorzeitigen Einbau von neuen Belägen vermeiden.
Hat man öfters mit verglasten Belägen zu kämpfen, lohnt es sich vor allem auf Abfahrten zu prüfen wie man bremst. Ein Schleifen der Scheibenbremsen (Das gilt aber auch für Felgenbremsen) sollte wenn möglich immer vermieden werden. Lieber seltener bremsen, dafür härter.
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