Passau – Triest: Unsere Rennradreise über die Alpen
Ich konnte es kaum erwarten, meine erste Rennradreise über das eigene Unternehmen durchzuführen. Bis es soweit war, musst ich mich jedoch etwas gedulden. Die Vorfreude auf die Alpenüberquerung von Passau nach Triest war entsprechend groß als ich im Juli schließlich gemeinsam mit meinem Team anreiste. An den folgenden sieben Tagen wollten wir Stück für Stück über die Alpen ans Mittelmeer radeln. Im Hotel in Passau folgte nach dem Abendessen die erste Ansprache an die Gruppe und in der Nacht zog eine Regenfront über uns hinweg.
Etappe 1: Passau – Elixhausen
Beim Frühstück regnete es immer noch, doch das vom Regenradar vorhergesagte Ende der Front nahte und so konnten wir bei Sonnenschein um 9 Uhr starten. Bis zum ersten Anstieg rollten wir als eine Gruppe das Donautal abwärts und überquerten bald die Grenze nach Österreich. Hinauf nach Vichtenstein wurde die Gruppe erstmals sortiert und im Ort in zwei Gruppen aufgeteilt. Der folgende Abschnitt war geprägt von stetigem Auf und Ab und vom Westwind, der unser Vorankommen etwas bremste. In Riedau wartete bereits die erste Verpflegung auf uns und über Nebenstraßen gelangten wir schließlich zum Kobernaußerwald.
Vorbeiziehende dunkle Wolken taten der guten Stimmung keinen Abbruch und mit dem Steiglberg war bald auch der zweite längere Anstieg des Tages Geschichte. Gestärkt nahmen wir die verbleibenden Kilometer unter die Räder und begegneten in Obertrum den Läufern der Triathlonmitteldistanz. Über einige Güterwege lotste uns Xandi als Streckenplaner dieses Abschnittes nach Elixhausen, wo wir fürstlich nächtigten.
Etappe 2: Elixhausen – Tauplitz
Der wettertechnisch schlechteste Tag der ganzen Woche war vorhergesagt und der Regen kam früher als die Prognose es erhoffen ließen. So starteten wir schon um 8 Uhr und beschlossen die Etappe durch Auslassen der Postalm und des Pass Gschütt etwas zu verkürzen. In Eugendorf kollabierten bei Xandis Hinterrad zwei Speichen und so musste (oder durfte) er diesen Tag nach nur wenigen Kilometern wieder beenden. Über Thalgau gelangten wir in zwei Gruppen zum Mondsee, wo Roli von einem Defekt kurz ausgebremst wurde. Am Wolfgangsee vorbei hörte der Regen kurzzeitig fast wieder auf, aber nur damit der Himmel wenig später seine Schleusen wieder öffnen konnte. Von Bad Ischl folgte der wohl verkehrsreichste Abschnitt unserer Tour bis zum Hallstättersee, wo wir die Mittagsverpflegung sehr kurz hielten, um nicht zu sehr auszukühlen.
Durch Hallstatt mussten wir unzähligen (vorwiegend asiatischen) Touristen ausweichen und konnten so die Schönheit des Ortes nur aus den Augenwinkeln betrachten. Als größte Herausforderung folgte wenige später der bis zu 23%-steile Koppenpass, der von allen mit Bravour gemeistert wurde. Im letzten Anstieg von Bad Aussee auf den Radling hörte der Regen sogar auf und die Straße begann langsam abzutrocken. Die letzten Kilometer bis Tauplitz waren also fast wieder angenehm.
Etappe 3: Tauplitz – Innerkrems
Morgens begrüßte uns noch ein wolkenverhangener Himmel, doch bald zeigte sich schon zaghaft die Sonne. Gegen den Wind ging es durch das Ennstal zum Beginn des Sölkpasses. Den langen Anstieg nahmen wir mit entspanntem Tempo in Angriff, damit die Gruppe nicht mit zu großen Abständen oben ankam. Ab St. Nikolai fuhr jedoch jeder sein eigenes Tempo und konnte Eindrücke dieser herrlichen Bergwelt sammeln. Nach kurzer Verpflegung ging es hinunter ins deutlich wärmere Schöder und weiter zum Prebersee. Der angenehm zu fahrende Anstieg ließ uns in meditatives Treten verfallen und oben wurden wir schon von unserem Betreuungsteam begrüßt.
Im folgenden Abschnitt über Tamsweg bis zum Schloss Moosham hieß es wieder gemeinsam gegen den Wind zukurbeln, bevor sich mit dem Schönfeldsattel der letzte Anstieg des Tages vor uns aufbäumte. Malerisch am Bach entlang ging es stetig nach oben, jetzt begleitet von etwas Rückwind – eine Wohltat nach mehr als 2000 Hm. Zeitweise konnte man glauben, die Straße sei extra für uns gesperrt worden, so ruhig war es. Vom Pass ging es schließlich die letzten Kilometer bergab nach Innerkrems, erfreulicherweise auf teilweise neuasphaltierter Straße.
Etappe 4: Innerkrems – Tröpolach
Wenige Minunten vor der geplanten Abfahrt begann es zu regnen, doch glücklicherweise hörte es auch genauso schnell wie es begonnen hatte wieder auf. Auf nasser Straße nahmen wir also den höchsten Pass der Tour, die Eisentalhöhe auf der Nockalmstraße, in Angriff. Aufgrund der Starthöhe von über 1400 m waren wir rasch oben und konnten in weiter Ferne schon die Julischen Alpen und Karawanken an der Grenze zu Slowenien und Italien erkennen. Viel zu schnell waren wir unten und damit im Anstieg zur Schiestelscharte. Gemeinsam mit Peter versuchte ich das Feld von hinten etwas aufzurollen, was aber bis oben nicht ganz gelang. Die Stimmung war trotz der kühlen Temperaturen gut und selbst leichter Nieselregen oben konnte diese nicht dämpfen.
Die schön zu fahrende Abfahrt brachte uns nach Ebene Reichenau, wo von Einzelnen zum Aufwärmen ein schneller Kaffee konsumiert wurde. Als geschlossene Gruppe erreichten wir Patergassen und nahmen den kurzen Anstieg hinauf nach Bad Kleinkirchheim in Angriff. Ab hier begleitete uns Hannes, einer unserer Guides als Gast. Über Radenthein gelangten wir hinüber zum Millstätter See und der Anstieg hinauf nach Glanz wurde in Erwartung der Mittagsverpflegung etwas schneller gefahren als zuvor. Gut gestärkt ging es hinunter ins Drautal und auf der anderen Seite sofort wieder bergauf zur Windischen Höhe, die uns mit zwei Rampen um 15% nochmals etwas forderte. Die Abfahrt ins Gailtal war schnell vorbei und die letzten Kilometer nach Tröpolach wurde das zügige Fahren in der Gruppe geübt. Ausklingen lassen konnten wir den Tag in einem großen Wellnessbereich und mit einem Abendessen, dessen Vorspeisenbuffet kaum noch Wünsche offen ließ.
Etappe 5: Tröpolach – Tarvis
Die Sonne lachte vom strahlendblauen Himmel und so nahmen wir die ersten flachen Kilometer bis Kötschach-Mauthen in Angriff. Am Plöckenpass erreichten wir die erste Verpflegung des Tages und überquerten die Grenze nach Italien. In Paluzza wurde ein kurzer Kaffeestopp ausgerufen, so dass beide Gruppen fast gleichzeitig den Anstieg zur Forcella Lius in Angriff nahmen. Ein Umleitung bescherte uns, wie schon einige Wochen zuvor beim SuperGiroDolomiti, einige Höhenmeter mehr. In der Abfahrt nach Paularo begegnete uns kein einziges Fahrzeug – auch das gibt es noch auf Alpenpässen im Juli!
Mit dem Lanzenpass folgte der schwerste Anstieg der Tour, denn insbesondere die letzten 6 km bis zur Passhöhe sind geprägt von Steigungen im deutlich zweistelligen Bereich. Auch hier konnten wir uns wieder ganz auf unsere Pedalumdrehungen und die Landschaft konzentrieren, denn der Verkehr war kaum vorhanden. Aufgrund des herausfordernden Anstieges hatte ich mich schon auf Verwünschungen gefasst gemacht, doch die Meiungen bei der Verpflegung reichten von “genial einsam” über “traumhaft” bis zu “ein fieser, aber schöner Hügel”. Die glücklicherweise besser asphaltierte Abfahrt brachte uns nach Pontebba, wo ein Teil der Gruppe schon Kaffee bestellt hatte. Die verbleibenden 20 km führten großteils leicht bergauf und verlangten nach diesem höhenmeterreichen Tag eine Mobilisierung der verbliebenen Kräfte.
Etappe 6: Tarvis – Capriva del Friuli
Kurz vor dem Start musste bei wiederum traumhaftem Wetter noch ein Defekt behoben werden, und so machte sich eine Splittergruppe auf die Verfolgung der bereits pünktlich Gestarteten. Hinauf zur slowenischen Grenze und weiter nach Kranjska Gora wurde die Gruppe vereinigt, aber einige wollten wohl am vorletzten Tag nochmal etwas schneller fahren und zogen davon. Der Anstieg zum Vrsic mit seinen kopfsteingepflasterten Kehren stand als Highlight des Tages auf dem Programm – leider unterbrochen durch eine rund 1 km lange Baustelle mit tiefem Schotter. Oben am Pass war Volksfeststimmung und der Wille sich wieder aufs Rad zu setzen schon etwas schwach, da nun die größten Strapazen hinter uns lagen. Durchs malerische Socatal gelangten wir nach Bovec und schließlich weiter bis kurz vor Kobarid, viele Kilometer talauswärts und gegen den Wind.
Der letzte herausfordernde Anstieg unserer Reise führte uns wieder zurück nach Italien und hinauf in die Ortschaft Montemaggiore, wo wir erstmals Blick aufs Mittelmeer hatten. Einige konnten wohl nicht genug davon bekommen und fuhren ganz hinauf bis zur Bar und dem kleinen Observatorium. Bis die Gruppe wieder vereint war verging mangels Handyempfang einige Zeit, doch schließlich erreichten wir das Hotel wie gewohnt in zwei Gruppen. Mit dem Aperetiv wurde ein fürstliches Abendessen eingeläutet und angesichts der kürzeren Schlussetappe am nächsten Tag ließen wir den Abend etwas länger werden.
Etappe 7: Capriva – Trieste
Etwas später als gewohnt starteten wir um 10 Uhr bei schon sommerlichen 26°C. Über die Weinberge ging es nach San Floriano und weiter nach Gorizia (Görz). Ein kleiner Abstecher führte uns nach Slowenien und durch ein verlassene Gegend mit neuasphaltierter Straße. Der wirklich letzte Anstieg endete kurz nachdem wir die Grenze zu Italien wieder passiert hatten und wenig vor der Stadteinfahrt von Triest wurde noch einmal das Verpflegungsbuffet gestürmt. Wenig später saßen wir mitten im Zentrum von Triest beim ersten Kaffee und bald darauf waren alle gemeinsam im Hotel.
Mit einem gemütlichen Stadtbummel und Souvenir-Einkäufen verging der Nachmittag wie im Flug. Das gemeinsame Abendessen bildete noch nicht den Abschluss unserer Reise, denn am nächsten Tag wurden wir mit einem Bus von Daurer Reisen mit tollem Radanhänger wieder zurück nach Passau transportiert.
Fazit zur Alpenüberquerung:
Eine Reise über die Alpen ist einfach etwas ganz besonderes. Jeden Tag eine neue Landschaft zu durchfahren lässt einen die Reise in den Süden viel bewusster erleben. Im nächsten Jahr 2018 werden wir auf der Tour von Sonthofen nach Verona mit dem Timmelsjoch, dem Stilfser Joch, dem Gaviapass und dem Monte Baldo bekanntere Pässe unter die Räder nehmen. Ich freue mich jetzt schon darauf auf dieser Route unterwegs zu sein.
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