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Zeit für Neues

Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich untreu werde. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern gleich verbunden mit einem Seitenwechsel. Denn während meine ständige und ausschließliche Begleiterin auf Radausfahrten und -urlauben bisher weiblich war, werde ich demnächst sehr viel mehr Zeit mit Pierre verbringen. Und Pierre ist – wie der Name es schon vermuten lässt – eben ein Typ.

Meine alte Liebe

Mein erstes Rad stammt aus zweiter (oder vielleicht sogar dritter) Hand. Ich fahre es seit rennrad-decathlon-aludem Winter 2005/2006 und habe bis heute auf keinem anderen Rad gesessen. Mein Decathlon hat also schon einiges mit mir erlebt – meine erste Olympische Distanz, meinen ersten Sturz, meine ersten 2.500 Höhenmeter an nur einem Tag, meine erste Abfahrt bei Aquaplaning und Nebel, meine ersten radbegeisterten Freunde fürs Leben. 1000 erste Male, bei denen mein Decathlon in den vergangenen 10 Jahren immer dabei war. Und nun werde ich es gegen Pierre eintauschen. Ein Gedanke, an den ich mich erst noch gewöhnen muss.

Mein Decathlon ist weiblich. Warum auch immer. Ich weiß dies sicher, seit wir zum ersten Mal vor drei Jahren mit gut einem dutzend Männern und deren Rädern durch die wunderschöne ligurische Bergwelt gefahren sind. Da brauchte ich eine Verbündete. Sie und ich gegen all die Männer und Berge. Gemeinsam haben wir es geschafft und uns auf fast jeden dieser Berge gekämpft, die auch die Männer erklommen haben. Und wirklich warten mussten sie auf uns nicht. Wir waren eben ein super Team, wir zwei Mädels.

Trennungsschmerz

rennrad-decathlon-occasionDoch nun habe ich eingesehen, dass die gemeinsame Zeit vorbei ist. Im Bergtraining in Ligurien haben sie dieses Jahr alle auf mich eingeredet, dass ich ein neues Rad bräuchte. Eines aus Karbon, in einer moderneren Farbe, mit einer moderneren Optik, bei dem man die Bremskabel nicht sieht und einem Sattel ohne Schmetterling drauf. Aber, liebes Decathlon, weshalb die anderen Dich nicht mögen, darum mag ich dich umso mehr! Für mich bist Du aus Alu gerade richtig, weil ich nicht so der feinfühlige Typ bin. Deine Farbe gefällt mir gut – zurückhaltend und doch nicht öde. Deine Bremskabel sind sehr praktisch, um beim Triathlon den Helm darauf abzulegen. Und der Schmetterling auf dem Sattel macht Dich (unter Männern) unverwechselbar. Außerdem hast Du Humor bewiesen.

Eine neue Liebelapierre-rennrad-kauf-2

Ich kann allerdings nicht leugnen, liebes Decathlon, dass ich spätestens ab einer Steigung von 10% merke, dass Du kein Leichtgewicht bist und Dein Ritzelpaket nicht genug leichte Gänge hergibt. Du hast in Ligurien an zwei Tagen hintereinander Deine Kette verloren und wegen ein bisschen Regen angefangen, in der Abfahrt ganz gemein zu knacken. Mit Dir gemeinsam werde ich auch die kurzen Rampen niemals hinauffliegen können. Und solch ein erstes Mal, das fehlt mir eben noch. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit lapierre-rennrad-kauf-3Monsieur LaPierre… Doch all die anderen ersten Male, die werden uns beiden bleiben :)

Merci beaucoup, Madame Decathlon!

Ein Beitrag von:
Maike Poppinga
Mit Anfang 20 bin ich von der Leichtathletik zum Triathlon gekommen. Vom Laufen auch zum Schwimmen und Radfahren. Während das Radfahren für mich zunächst einfach nur „dazu gehörte“, bin ich seit etwa drei Jahren mit großer Begeisterung auf dem Rennrad unterwegs. Am liebsten bei schönem Wetter und einer Steigung von 6-7%. Für mehr bin ich als Flachlandtirolerin von der ostfriesischen Nordseeküste einfach nicht gemacht.
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