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Leistungsmesser am Rennrad – Brauche ich das?

Leistungsmesser am Rennrad – Sinnvoll?

Nicht selten kommt es auf meinen Rennradreisen zur Diskussion darüber, ob man als Hobbyfahrer einen Leistungsmesser oder Powermeter, wie es auch gerne genannt wird, braucht oder nicht, ob das sinnvoll ist.

Die Frage lässt sich in der gestellten Form kaum beantworten. Zum einen treffe ich immer wieder auf verschiedene Ansichten, was ein Hobbyfahrer ist und zweitens wird „Brauchen“ ebenfalls sehr unterschiedlich definiert.

Was ist ein Hobbyfahrer? Ich bezeichne mich klar als Hobbyfahrer. Ich absolviere bisher keine Rennen mit Zeitmessung, ich verdiene kein Geld damit schnell Rennrad zu fahren und es ist für mich mein Ausgleichssport zur Arbeit. „Brauche“ ich also einen Leistungsmesser am Rennrad? Wenn es darum geht, ob ich zur Ausübung meines Sports einen Leistungsmesser benötige, ist die Antwort eindeutig „Nein!“.

Nun kommt aber hinzu, dass ich immer viel Sport, auch Leistungssport, getrieben habe. Ich stelle einen gewissen Leistungsanspruch an mich selbst und wenn ich nun schon Rennrad fahre, dann möchte ich gerne meine Leistung steigern und schauen, was ich mit dem mir möglichen Zeiteinsatz herausholen kann. Ich möchte also ein wenig Trainieren. Stellt man mir in diesem Kontext die Frage, ob ich einen Leistungsmesser am Rennrad brauche, so antworte ich hier mit „Ja!“

Was ist der Nutzen eines Leistungsmessers am Rennrad?

Warum? Trainieren kann man doch auch anhand der Herzfrequenz. Das kann man. Es ist aber sicher eine weniger genaue Trainingssteuerung als es mit dem Leistungsmesser möglich ist. Was also ist es genau, was MIR der Leistungsmesser als Hobbyradfahrer bringt?

Als ich vor etwa 4 Jahren meinen ersten Leistungsmesser ans Rad geschraubt hatte, gabe es eine erste, für mich damals sehr ertaunliche Erkenntnis. Ich fuhr am Berg sehr viel mehr Watt als in der Ebene oder gar Bergab. Genau das ist es auch, was ich seitdem bei vielen Hobbyradfahrern auf den Reisen sehe. Am Berg geben manche extrem Gas, in der Ebene ist es jedoch ein gemütliches dahinrollen. Selbst von manchen Fahrern, welche am Berg ganz vorne dabei waren, höre ich dann nicht selten in der Ebene ein „Kürzer“, obwohl ich vorne im Wind bereits weniger Watt trete als zuvor am Berg.

Mir ging es lange Zeit ähnlich. Ich hatte stets das Gefühl, dass mich in der Ebene oder in sanft ansteigenden Tälern hinauf die Gruppe platt fährt. Am Berg kam ich, warum auch immer, besser mit.

leistungsmesser_rennrad_rotor_power_golden_cheetah_stages_p2m_004Der Leistungsmesser ermöglicht mir seit dem ein konstanteres Fahren und hat dazu geführt, dass ich auch im Flachen viel höhere Wattzahlen fahren kann als zuvor. Am Berg bin ich seit dem kaum schneller geworden. In der Ebene jedoch deutlich.

Auch für die GA1 Einheiten im Frühjahr ist der Leistungsmesser aus meiner Sicht ideal. Auch wenn ich mich am Berg immer wieder sehr bewusst zurückhalten muss, um nicht doch eine zu hohe Leistung zu treten, bin ich nun in der Lage, längere Runden gleichmässig zu absolvieren. Denke ich an frühere Runden ohne Leistungsmesser zurück, so war es ein Wechsel vom Entwicklungsbereich am Berg und Kompensationsbereich in der Ebene. Vom Trainingseffekt her absolut nicht das Geplante. Gerade bei hügeligem Terrain mit kurzen Anstiegen, wo der Puls immer hinterher hinkt, ist so eine gezielte Trainingssteuerung möglich. Spätestens wenn dann mittlere oder intensive Intervalle anstehen, hilft der Puls gar nicht mehr, da er gerade oben ankommt, wenn das Intervall schon beendet ist.

Um gezielt Trainieren zu können benötigt man seine individuellen Leistungsdaten. Hier kann man natürlich regelmässige Leistungsdiagnostik machen lassen. Es geht aber auch günstiger. Ich mache im Saisonverlauf immer wieder einen 20 Minuten Test an einer genügend langen Steigung und bestimme so meine FTP. Mit dieser kann ich dann die einzelnen Trainingsbereiche bestimmen.

leistungsmesser_rennrad_rotor_power_golden_cheetah_stages_p2m_001Da ich wie gesagt das Ganze als Hobby betreibe kommt es nicht selten vor, dass ich mir ein bestimmtes Training vornehme und dann doch meine Runde, sowie die Inhalte nach Lust und Laune anpasse. Da ich aber trotzdem deutlich bewusster Fahre als früher hat sich für mich ein rechter Leistungssprung ergeben, welchen ich primär auf das Fahren mit dem Leistungsmesser zurückführe.

Ein weiterer Vorteil für mich ist, dass ich inzwischen gut einschätzen kann, welche Wattzahlen ich über welche Zeit treten kann. Gerade bei langen Touren mit vielen Bergen hilft es mir, gerade zu Beginn der Tour, wo ich noch frisch bin, nicht zu überziehen. Das fühlt sich oft an den ersten Anstiegen „lahm“ an. Es kommt dafür aber nur noch sehr selten vor, dass ich an den letzten Anstiegen für einen zu intensiven Start die Quittung in Form von kaputten Beinen bekomme.

Datenanalyse

leistungsmesser_rennrad_rotor_power_golden_cheetah_stages_p2m_003Was für mich auch noch dazu kommt ist; Ich liebe Zahlen. Die Auswertung der Daten nach einer Tour finde ich einfach spannend. Als Programm nutze ich hier Golden Cheetah, welches kostenlos ist und einen Funktionsumfang hat, den ich mit meinem bescheidenen Trainingswissen nicht ausnutzen kann.

Am Rad nutze ich einen Garmin 1000 oder einen Garmin 520, auf welchem alle für mich interessanten Daten in Echtzeit dargestellt werden können.

Verschiedene Systeme

leistungsmesser_rennrad_rotor_power_golden_cheetah_stages_p2m_006Erfahrung habe ich selber nur mit Kurbelbasierten Leistungsmessern. Für welches System man sich entscheidet, Kurbel, Nabe oder Pedal, hängt sicher von den existierenden Voraussetzungen ab und vom Einsatzzweck. Pedale kann man an jedes Rad schrauben, ist meines Wissens aktuell aber auf das Look System festgelegt. Viele Kurbeln, vor allem die gängigen von Shimano oder SRAM kann man mit dem Stages System ergänzen ohne eine neue Kurbel kaufen zu können. Nachteil ist hier, dass die Messung einseitig erfolgt. Auch hier ist es wieder Geschmacksache, was man letztlich alles auswerten möchte. Neuere Systeme sind bereits in der Lage, die Kraftverteilung innerhalb einer Kurbelumdrehung auszuwerten und auf das Display am Lenker zu bringen. So kann ein optimierter Tritt geübt werden.

Eine andere Frage ist, ob man den Leistungsmesser an eine oder an mehreren Rädern nutzen will. Nabenbasierte Leistungsmesser lassen sich zum Beispiel durch einfachen Laufradwechsel auch gut an mehreren Rädern nutzen. Möchte man den Leistungsmesser auch an einem Mietrad im Urlaub nutzen, so sind die Pedalsysteme sicher die flexibelste Lösung.

Fazit

Zurück zur Frage, ob ein Hobbyfahrer einen Leistungsmesser „braucht“.

Ich denke, dass Rennradfahrer, welche primär die Landschaft geniessen wollen und die nicht gezielt ihre Leistung auf dem Rad verbessern wollen, gut ohne einen Leistungsmesser auskommen.

Wer Jedermann Rennen fahren will, wer seine Leistung steigern möchte und dazu auch Trainingseinheiten gezielt fahren möchte, für den ist ein Leistungsmesser am Rennrad sicher eine sehr gute, sinnvolle Unterstützung. Die Preise sind in den letzten Jahren deutlich nach unten gegangen, so dass die Kosten inzwischen überschaubar sind.

Ich möchte jedenfalls nicht mehr drauf verzichten. Weder auf die Zahlen die mir der Leistungsmesser zum Analysieren liefert, noch auf den Nutzen, welcher er mir für das Training und meine Touren bringt.

Ein Beitrag von:
Lutz Goldbecker
Schweizer Deutscher der auch sehr gerne in Italien oder Frankreich Rennrad fährt.
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