Leistungsdiagnostik bei NOM-Training im Selbstversuch
Bisher habe ich meine Fitness immer an den Anstiegen in meiner Umgebung getestet, manchmal sogar gezielt einen windstillen Tag ausgesucht, um ein kurzes Bergzeitfahren von etwa 22 min unter vergleichbaren Bedingungen zu machen. Letzten Jahr kam dann ein Leistungsmessgerät in Form eines Power2max für Campagnolo an mein Rad und somit werden nun auch die Wattwerte aufgezeichnet – noch mehr Vergleichsmöglichkeiten also. Aus den gemessenen Daten lässt sich dann – selbst ohne sich genau an die Vorgaben eines Tests zu halten – grob die eigene FTP bestimmen. Doch irgendwann stellt sich die Frage: Wie gut ist meine Fitness wirklich? Ich nenne es bewusst nicht Trainingszustand, da mein Rennradfahren kein gezieltes Training ist und ich viel nach Lust und Laune radle. Um diese Frage zu beantworten, habe ich mich für eine Leistungsdiagnostik entschieden. Vielleicht auch, um meine Grenzen einmal unter Laborbedingungen auszureizen.
Leistungsdiagnostik bei NOM-Training
Nachdem ich Mathias Nothegger auf Gran Canaria kennenlernen durfte und er einige seiner Erfahrungen mit uns geteilt hat, lag es nahe, eine Leistungsdiagnostik auch bei ihm zu machen. Der Ötztaler Radmarathon verlief für mich mit neuer persönlicher Bestzeit erfolgreich, doch dennoch wollte ich mich einem mehr oder weniger objektiven Test unterziehen. Mathias‘ Testwochen in Österreich im Herbst passten mir da gut ins Konzept und so vereinbarte ich mit ihm einen Test bei seinem Aufenthalt in Neumarkt im Hausruckkreis. Am späten Freitag Nachmittag fuhr ich also nach Neumarkt und wurde dort von Mathias und Carmen freundlich empfangen. Die Leistungsdiagnostik von NOM-Training setzt sich aus einer Bioimpedanzmessung und einem Laktatstufentest mit Spiroergometrie zusammen. Natürlich müssen auch Alter, Größe und Gewicht erfasst werden.
Bioimpedanzmessung
Zuerst wird in Ruhe, am gemütlichen Sessel, geplaudert und von Carmen die Elektroden auf Hand- und Fußrücken aufgeklebt. Eine kurze Messung des elektrischen Widerstandes im Körper wird danach in Magermasse, Körperwasser, Muskelmasse und Körperfett umgerechnet. Wie das genau die Umrechung erfolgt, was mich als Mathematiker besonders interessieren würde, dazu findet sich leider (auch in der Fachliteratur) wenig. Es bleibt mir also nichts übrig als auf die ausgegebenen Werte zu vertrauen.
Laktatstufentest und Spiroergometrie
Im Anschluss heißt es Radschuhe anziehen und auf das im Cyclus 2 eingespannte Rad aufsitzen. Mathias wählt die passende Atemmaske aus und schnallt einem diese aufs Gesicht. Im ersten Moment vielleicht etwas unangenehm, doch weniger schlimm als es klingt. Für mich sollte der Test passen, in dem alle 4 Minuten die Leistung um 40 Watt erhöht wird, meint Mathias. Nach einer Messung der Atemgase in Ruhe geht es also bei 120 W los. Gemütlich trete ich dahin – die Trittfrequenz ist zwischen 80 und 100 Umdrehungen pro Minute frei wählbar durch den Probanden – und ein Mal pro Stufe stellt sich Mathias neben mich, um etwas Blut aus meinem Ohrläppchen zu lassen und sofort ins Messgerät zu stecken. Langsam wird es anstrengender und zur Kühlung öffnet Mathias das Fenster. Die Wattwerte und mein Puls klettern nach oben – so lange bis ich schließlich die 400 Watt-Stufe nicht mehr zu Ende fahren kann. Danach darf ich noch etwas auslockern und dann ab in die Dusche.
Nachbesprechung der Testergebnisse
Während ich dusche, wertet Mathias meinen Test aus und erklärt mir danach die einzelnen Werte. Um die Speicher wieder etwas aufzufüllen gibt es einen Pudding mit Bananenstücken für mich. Neben den Watt- und Pulswerten sowie der Laktatkurve gibt es Informationen über die Sauerstoffaufnahme und CO2-Abgabe und zu welchen Teilen die verbrannten Kalorien aus Fett bzw. Kohlehydrathen stammen. Anhand der Kurven stellt Mathias fest, dass ich gut erholt bin und somit voll ins Training einsteigen kann (wenn ich denn will). Meine anaerobe Schwelle liegt den Testergebnissen zufolge bei 350 Watt – also nahe an den 345 Watt, die sich aus meinen groben Feldtests als FTP ergeben haben. Verbesserungsbedarf ortet Mathias im Maximalbereich und empfiehlt mir daher Sprinttraining. Dazu ergibt sich aus unserem Gespräch, dass ich öfter auch Intervalle im Flachen fahren sollte, um meine hohe Dauerleistung nicht nur am Berg zu erzielen. Für mich hat sich die Leistungsdiagnostik also gelohnt, denn die Testergebnisse haben mir meine Werte bestätigt und gezeigt, dass doch noch etwas mehr möglich ist. Mal schauen, wie konsequent ich Mathias‘ Ratschläge umsetzen werde. Vielleicht folgt auch wiedermal eine Leistungsdiagnostik – etwa im Rahmen unserer Reisen auf Gran Canaria und ins Zillertal, wo unsere Reiseteilnehmer im Rahmen der Reise eine Leistungsdiagnostik machen können.
Schön geschriebener Artikel. Ich wollte auch schon längst mal einen derartigen Leistungstest machen. Aber ich denke, dass ich zunächst mal ein Bikefitting anstrebe. Diese ganzen Werte (bis auf Laktat) habe ich bisher noch NIE gehört. Wieder was dazugelernt :) Besten Dank!