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Krisenbewältigung mit Hilfe des Radsports

Mein bisher größter Sieg. Quelle: www.marahthon-photos.com

Krisenbewätigung mit Hilfe des Radsports

Jeder Mensch hat schon Krisen durchlebt, und die Krise als solche gehört zum Leben dazu, oftmals kann sie dazu genutzt werden, sich selbst weiterzuentwickeln. Aus vielen Krisen kann man gestärkt hervorgehen.
Was hat das Ganze jetzt mit Radsport bzw. mit dem Radfahren zu tun und warum fühlt sich da überhaupt jemand berufen, etwas darüber zu schreiben und plustert sich somit auch noch zum Ratgeber auf? Ich will hier keineswegs irgendjemanden mit Ratschlägen zupflastern und mich zum Experten für alles und jeden aufschwingen. Aber vielleicht kann ich mit meiner sehr persönlichen Geschichte jemanden aufheitern, einen Ausweg zeigen oder einfach als Inspiration dienen.
Wie schon erwähnt, ich werde dieses Thema anhand eines sehr persönlichen Beispiels abhandeln, denn ich selbst bin im ersten Halbjahr 2016 durch ein sehr tiefes Tal gegangen.
Aber mal der Reihe nach.

Ausgangslage

Einiges muss ich noch vorausschicken, denn sonst gibt es vieles, das nicht mal ich verstehen würde. Ich selbst hatte relativ wenig Selbstvertrauen und habe mich immer beweisen müssen. Mir wurde immer wieder gesagt, ich sei so intelligent und aus mir wird sicher mal etwas, ich hätte einfach so viel am Kasten. Durch diese ständigen Beteuerungen wurde bei mir eine riesig große Erwartungshaltung geweckt, ich habe mir in sämtlichen Lebenslagen die Latte extrem hoch gelegt, und ich konnte meine Ziele daher kaum jemals erreichen, immer scheiterte ich an meinen eigenen maßlos überzogenen Vorgaben. Ich habe mir aber nicht nur beruflich, beim Hobby und privat die Latte hoch gelegt, ich dachte auch immer, das Glück kommt mit ganz großem Auftritt daher. Ich habe dabei immer übersehen, dass das Glück wohl immer eher im kleinen Rahmen auftritt, den Menschen mit Kleinigkeiten erfreut. Diese Kleinigkeiten habe ich unbewusst aber immer beiseite geschoben, in Erwartung des Pomp und Trara, mit dem ich das Erscheinen des Glücks erwartete. Ich war also nie mit mir selbst zufrieden, dadurch habe ich dann ein recht eigenartiges Verhältnis zu meiner Person aufgebaut. Ich mochte mich nicht, konnte mich auch nicht akzeptieren und respektieren. Und wenn man sich selbst nicht mag, muss man hoffen, dass man von Anderen gemocht wird. Diese Zuneigung von anderen Menschen hat mein mangelndes Selbstvertrauen immer recht gut kaschiert, sie hat mich auch am Laufen gehalten. Aber das bedeutet auch, dass es für mich keine größere Strafe als Liebesentzug geben konnte. Denn wer liebt mich jetzt noch? Niemand.

Auslöser

Und dann war die Person, die mich über Jahre hinweg bedingungslos geliebt hatte, nicht mehr da. Ich war am Boden zerstört. Und genau dazu kommen wir jetzt aber wirklich.
Ich hatte mit meiner Lebensabschnittspartnerin immer schon eine Beziehung, die nicht ganz einfach war. Und Anfang 2015 ist meine Lebensgefährtin ausgezogen, weil das Zusammenleben einfach unglaublich schwierig geworden ist. Es gab auch mehrere Vorfälle, zu denen ich mich aber nicht weiter äußern möchte, denn es sollten auch keine Schuldzuweisungen entstehen, sondern nur ein Tatsachenbericht. Wir haben aber keinen richtigen Schnitt gemacht, sondern der Kontakt blieb erhalten, und auch die Beziehung wurde in einer gewissen Form weitergeführt. Meine Freundin wollte die Beziehung wieder intensivieren, was sie mir auch mehrmals mitgeteilt hatte, ich war noch nicht bereit dazu, es war davor einfach zu viel vorgefallen, und ich war noch nicht soweit.
Dann hat sie mir eines Tages eröffnet, dass sie so nicht mehr weiter machen kann und sie will die Sache daher beenden. Mich hat die Geschichte damals wie ein Blitz getroffen. Ich war völlig von den Socken, denn damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Sie hatte immer beteuert, wie sehr sie mich liebe, aber irgendwann wird dann wohl doch der Geduldsfaden bei ihr gerissen sein, das ist klar.

Ursachenforschung

Wohl etwas nachdenklich

So, warum ist das Ganze jetzt so passiert? Die Geschichte der Beziehung mit meiner damaligen Lebensgefährtin war wie gesagt von Anfang an schwierig. Wir waren und sind sehr unterschiedliche Charaktere, unsere Arbeitszeiten waren sehr unterschiedlich, sodass sich eine vernünftige Freizeitgestaltung nur mit einigem Aufwand bewerkstelligen ließ. Und natürlich spielte auch der Altersunterschied eine große Rolle. Ich bin doch um einige Jahre älter als sie. Und ich habe viele Fehler begangen. Ich habe sie immer spüren lassen, dass ich so viel älter und erfahrener bin, ich habe mich immer bemüßigt gefühlt, ihr zu zeigen, wo es lang geht. Der Start, auf den ich hier nicht weiter eingehen will, war eigentlich ein Unding. Und ich habe die Prioritäten oft falsch gesetzt, völlig falsch. Ich habe kaum gemeinsam mit ihr entschieden, sondern die Entscheidungen alleine gefällt und ihr dann mitgeteilt. Ich wollte eine Radreise antreten oder guiden? Entschieden, und dann irgendwann mal beiläufig erzählt. Dass sie da von Zeit zu Zeit aus der Haut fahren konnte, ist auch klar. Ich habe sie kaum eingebunden in mein Leben, ich habe in ihren Augen auch immer dem Radfahren den Vorzug gegeben. Natürlich war auch sie nicht ohne Fehler, aber wer ist das schon? Außerdem kann ich nur an mir etwas ändern, nicht an anderen Menschen.

Verzweiflung

Und dann wars so, ich war plötzlich alleine, Single, bindungslos, ohne Halt,…. Aber ich dachte, ich bekomme das schon hin. Ich kann sie sicher wieder zurückerobern. Immerhin hatte sie mir oft genug gesagt, wie sehr sie mich liebe, ich erinnere mich an das Zitat: „Keine wird dich je so sehr lieben, wie ich das tue.“ Aufbauend auf diesen Worten ging ich dann einige hanebüchene Versuche an, sie zurückzuerobern. Klar, Blumen dürfen in so einem Fall niemals fehlen, also hab ich ihr ein paar Sträuße zukommen lassen. Nette Worte, schöne Gesten,…. ich habe die klassischen Register gezogen, ohne jetzt elementar an mir anzusetzen. Was ich nicht wusste: Sie hatte, um von mir loszukommen, bereits eine Beziehung zu einem anderen Mann begonnen. Soweit ich es weiß, gab es keine Doppelgleisigkeiten ihrerseits, denn bei unserer ersten Begegnung nach dem Beginn ihrer neuen Beziehung hat sie ja mit mir Schluss gemacht, soweit mein Wissensstand. Und selbst, wenn es anders gewesen wäre, es tut nichts zur Sache und ist egal. Als ich es verstanden hatte, dass es in ihrem Leben einen anderen Mann gibt, überkam mich die Panik. In dieser Panik habe ich ihr dann einen Heiratsantrag gemacht. Glücklicherweise hat sie ihn abgelehnt. Warum glücklicherweise, wo es doch so unglaublich weh getan hat? Ich habe den Antrag aus den falschen Gründen gemacht, und sie hatte mit mir schon abgeschlossen, wie es scheint.

So, da ich diesen Ausgang zwar schon geahnt hatte, jedoch nicht wahrhaben wollte, hatte ich mich schon in einer weiteren Panikaktion bei einer Partnerbörse angemeldet, denn wie konnte ich denn allein sein? Ich bin ein Beziehungsmensch, ich kann nicht allein sein. Und siehe da, ich habe eine echt nette Dame kennengelernt. Wir haben uns verabredet, haben lange Gespräche geführt, haben einander auch schätzen gelernt. Aber als es dann soweit war, ernst zu werden, habe ich eine für mich äußerst eigenartige Entscheidung getroffen, auf die ich im Nachhinein sehr stolz bin. Ich teilte dieser netten Dame mit, dass ich noch nicht soweit sei, dass ich noch zu sehr an meiner Ex hängen würde und dass ich es ihr gegenüber einfach unfair fände, mit diesen Voraussetzungen eine neue Bindung einzugehen. Es war bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts passiert, keinerlei Küsse oder sonst etwas, aber ich spürte eine gewisse Verbundenheit zwischen uns beiden. Und ich muss es ihr sehr hoch anrechnen, dass sie das so akzeptiert hat. Sie war mir nicht böse, und hat sehr viel Verständnis gezeigt, danke dafür.

Einsamkeit

Ich hatte also eine mögliche neue Beziehung sausen lassen, um zu mir selbst zu kommen. Das ist für jemanden, der die 16 Jahre zuvor eigentlich fast immer in einer Partnerschaft gesteckt hatte, die Unterbrechungen waren kaum länger als zwei oder drei Wochen, ein riesiger Schritt.

Tapetenwechsel in der Provence

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich eigentlich auch noch fast täglich Kontakt mit meiner ehemaligen Holden, eine Woche nach dem Heiratsantrag habe ich mich dann dazu entschlossen, mich mal nicht mehr bei ihr zu melden, weil es mir einfach viel zu weh getan hat. Das erste Wochenende im Mai war ja dank Christi Himmelfahrt ein etwas Längeres, und ich wollte sowieso in die Provence fahren, um einen kleinen Check der Gegend für die Rennradreise zum Mont Ventoux im September 2017 zu machen. Zu diesem Zeitpunkt war es auch dringend nötig, für einen Tapetenwechsel zu sorgen. Die Fahrt nach Vaison la Romaine zu meinem Hotel nahm ganze zwölfeinhalb Stunden in Anspruch, Zeit, die ich auch zum Nachdenken nutzte. Ich bin ja ein sehr analytischer Geist, das heißt, ich denke in solchen Fällen einfach alles mal durch und analysiere es zu Tode. Und für mich war die lange Autofahrt der echte Startschuss, mich mit meinen Fehlern und Versäumnissen zu befassen. Und es gab von beidem unglaublich viele. Ich habe keinen Sündenbock mehr in Anspruch genommen, sondern meine ehemalige Lebensabschnittspartnerin viel eher aus der Schusslinie genommen und die Fehler vornehmlich bei mir gesucht.

Man glaubt es gar nicht, wie sehr es einen runterzieht, wenn man sich nur mit seinen eigenen Schwächen beschäftigt. Ich habe mich damals sogar fast selbst gehasst, weil ich keinerlei positive Eigenschaften mehr an mir finden konnte. Ich war sozusagen in einer Negativspirale gefangen. Meine Freunde, und hier meine ich nicht die Leute, die ich flüchtig kenne, sondern wirkliche enge Freunde, deren ich ca. eine Hand voll habe, machten sich sehr große Sorgen um mich. Ich schäme mich auch nicht, zuzugeben, dass ich professionelle Hilfe in Anspruch genommen habe. Es gibt Abschnitte im Leben, wo man einfach Anregungen und Zuspruch von außen braucht. Und ich bin meinen Freunden wirklich extrem dankbar, dass sie in dieser Zeit so für mich da waren und mich aufgefangen haben. Mein Schlafrhythmus war aber völlig hinüber, ich habe über Wochen nicht mehr als vier Stunden pro Nacht geschlafen. Die psychische Krise hat sich auch immer öfter körperlich manifestiert.

Radsport

Wie schon erwähnt hatte ich dem Radfahren sehr viel Raum in meinem Leben eingeräumt. Ich war als Guide auf Reisen, habe organisiert, habe an Rennen teilgenommen und so weiter und so fort. Und weil ich wie schon erwähnt nie mit meiner Freundin Rücksprache gehalten hatte, hat sie begonnen, den Radsport zu hassen, und zwar genau den, den ich so betrieben habe. Ich kanns sogar nachvollziehen. Und ich habe dann nach der Trennung auch begonnen, die Schuld dem Radsport zu geben. März und April waren für mich keine trainingsreichen Monate, weil ich einfach keine Lust hatte. Ich wollte mich nicht aufs Rad setzen, das ich für die Trennung verantwortlich gemacht hatte. Natürlich gab es die eine oder andere Ausfahrt, aber eher nur dazu, irgendwie an die frische Luft zu kommen. Meine Ziele wurden bescheidener, ich wollte einfach nicht mehr wirklich. 2000 Jahreskilomter reichen doch auch aus, sind mehr als üppig und die sind für mich allein, das passt schon so. Rennen fahren? Völliger Blödsinn, warum sollte man sich das antun, gerade, wo ich sowieso immer weit hinten zu finden war und ich diese Geschichten nur zum Spaß mitgefahren bin. Und Radreisen? Guidedienste? Das lassen wir in Zukunft bleiben. Ich war zu diesem Zeitpunkt ziemlich deprimiert, völlig antriebslos und demotivert.

Da ich aber für 2017 schon mit zwei Reisen im Wort war, habe ich mich dann eben auch zur Reise in die Provence aufgemacht, und hier habe ich dann begonnen, den Fehler nicht beim Radsport zu suchen, sondern bei meiner Prioritätensetzung und meiner mangelnden Kommunikation mit meiner damals noch Holden. Ich war dann viel mehr der Meinung, dass man das Ganze auch wieder hinbiegen könnte, wenn ich mich nur verbessere, in Kommunikation und Zeitmanagement.

In dieser Zeit habe ich auch beschlossen, mich dann wieder bei meiner Ex zu melden, nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne, und ihr dann das Ergebnis meiner Analyse und meiner Fehlerbehebung zu präsentieren.
Ich hatte plötzlich wieder etwas Spaß am Radfahren, es ging diesbezüglich wieder ein wenig bergauf. Da ich aber aufgrund eines kleinen Rückfalles dann mehrere Tage hindurch keine feste Nahrung zu mir nehmen konnte, verlor ich auch noch zusätzlich an Gewicht. Insgesamt waren es acht Kilo, die ich innerhalb von acht Wochen verloren habe. Durch diese Tatsache sah ich mich aber auch veranlasst, die Teilnahme am Amade-Radmarathon, die ich schon gebucht und bezahlt hatte, auszulassen, denn das war gerade an dem Wochenende, an dem ich wieder zu Essen anfangen konnte. Da hätte meine Verdauung kein Rennen hergegeben, auf keinen Fall.

Den Termin für die erneute Kontaktaufnahme mit meiner Ehemaligen habe ich dann um drei Wochen zurückverschoben, weil ich mich noch nicht bereit gefühlt hatte. In dieser Zeit habe ich dann auch vermehrt kleine Ausfahrten gemacht, oft auch einfach nur, um meinen Kopf durchzulüften. Das war zwar kaum von Erfolg gekrönt, aber ich war wieder auf dem Rad, konnte mich im Freien bewegen und langsam kam dann auch meine Motivation retour. Immerhin gibt’s auch noch einen Ötztaler, den ich zu bewältigen habe. Schön langsam haben sich die Ausfahrten dann auch wieder zu Trainingsausfahrten gewandelt. Ich versuchte, auch gewisse Strecken zu fahren oder an Abschnitten zu trainieren. Dann kam der Glocknerkönig, den ich ja bereits in einem anderen Blogbeitrag beschrieben habe. Hier habe ich trotz ordentlichem Trainingsrückstand meine Zeit aus dem Vorjahr pulverisiert und meinen persönlichen Rekord aus 2010 auch noch um eine Kleinigkeit verbessert. Das hat mir Motivation gegeben.

Ein letzter Versuch

Interessanterweise konnte ich die Nacht davor fast nicht schlafen, das lag aber nicht am Glocknerkönig, da der schon reine Routine ist, sondern an der Tatsache, dass der geplante Termin für die Kontaktaufnahme mit meiner Ex näher rückte. Aber wie es der Zufall so wollte, um 3:45 Uhr in der Früh kam eine Nachricht von ihr. Ich hätte mich schon lange nicht mehr bei ihr gemeldet, sie wolle wissen, wie es mir gehe. Diese Nachricht ließ mir keine Ruhe, ich musste antworten. Es ging einige Male hin und her, und schon war ein Treffen für den späten Nachmittag vereinbart. Vielleicht war auch das ein Antrieb, den Glockner so schnell wie möglich zu bewältigen.

Ich hatte ein paar ganz große Gesten für das eine Woche später geplante Treffen vorbereitet, das wurde jetzt dann auch alles ausgepackt. Und ich habe meiner ehemaligen Lebensgefährtin auch mein Herz geöffnet, wie ich es noch nie zuvor getan hatte. Ich habe alles, was mir möglich war, hineingelegt. Ich habe ihr mein Herz sozusagen auf dem Silbertablett präsentiert. Ich wusste, ich hätte kaum mehr eine Chance, sie zurückzuerobern, aber ich hatte noch Hoffnung. Und mit dieser Hoffnung im Gepäck stellte ich mich eben vor sie hin, so offen und verletzlich, wie ich mich noch nie einem Menschen gegenüber gezeigt habe. Ich wusste, mit ziemlich großer Sicherheit werde ich zutiefst verletzt werden, aber mit dem letzten Rest an Hoffnung konnte ich nicht abschließen.

Und so war es dann auch, sie war freundlich, nett, aber bestimmt, hat mir dann auch ihre Lage ein wenig geschildert und eben gesagt, dass die Geschichte ein für alle Mal vorbei sei. Ich saß dann relativ locker bei ihr auf der Couch und wusste, diese Nachricht würde noch einschlagen, zu einem späteren Zeitpunkt werde ich das noch richtig realisieren und richtig einordnen. Und dann geht’s los.

Und es war auch so. Ich war schon im Bett, konnte aber trotz enormer Müdigkeit nicht einschlafen. Und plötzlich kam der Hammer, die News waren letztlich angekommen. Ich musste hemmungslos weinen, diese Stunde werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Nachdem ich dann doch irgendwann einschlafen konnte, war der Montag ein wirklich schlechter Tag. Ich teilte meiner Ex noch mit, dass ich ein paar Tage brauchen werde, um das Ganze zu verdauen, mich aber dann wieder bei ihr melden werde. Ich konnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen, und auch wenn sie darin nur eine Nebenrolle spielen sollte. Aber der Montag war echt schlimm, ich brachte kein Lächeln raus, es war umsonst. In den Tagen danach normalisierte sich meine Stimmung schön langsam wieder, bis ich mich am Freitag bereit fühlte, mich wieder bei ihr zu melden.

Der Höhepunkt der Krise

Es war ein Fehler, das sei gleich dazugesagt. Ich war bei Weitem noch nicht bereit für so etwas, ich konnte noch nicht. Jede Kontaktaufnahme riss mir den mühsamst aufgebauten Boden unter den Füßen weg. Obwohl ich sie in meinem Leben wollte, ich konnte es nicht aushalten. Am Samstag schließlich kam der wohl bisher schlimmste Tag meines Lebens, es war eine absolute Kernschmelze, ich wusste nicht mehr weiter, ich konnte gar nichts mehr machen, bis auf hemmungslos weinen. Ich wusste kurzfristig nicht mal mehr, wie es funktioniert, das rechte Bein vor das linke zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt war ich verloren, hoffnungslos.

Ich weiß nicht mehr, wie ich dann doch wieder in den Bereich der Lebensfähigkeit gekommen bin, aber es wird irgendetwas Banales gewesen sein, schätze ich. Ich musste ja an diesem Tag noch nach Lienz runter, am Sonntag wartete die Lienzer Dolomitenrundfahrt auf mich, und ich hatte auch noch einen Botendienst zu erledigen, also packte ich pflichtbewusst meine Sachen und fuhr. Die Autofahrt war auch nicht wirklich prickelnd, immer wieder schossen mir Tränen in die Augen, aber ich bemühte mich, das Ganze hinzubekommen. In Lienz angekommen, traf ich Roli, Lorraine und ein paar Bekannte. Ich kam weniger zum Nachdenken, ich funktionierte einfach. Aber ich hatte ein Einzelzimmer, das war auch nicht ganz so toll, denn dann war ich wieder allein. Die Nacht war wieder die Hölle, weniger als vier Stunden Schlaf, immer wieder bin ich aufgeschreckt. Nach dem Frühstück um fünf Uhr begab ich mich wieder aufs Zimmer, der Start war ja erst für halb Zehn angesetzt. Und hier kam dann wieder das Gedankenkreisen, die Negativspirale fing wieder an. Gegen acht Uhr wollte ich eigentlich meine Sachen zusammenpacken und nachhause fahren, weil ich mich nicht fähig fühlte, an der Rundfahrt teilzunehmen. Ich war wieder völlig fertig. Aber irgendwie konnte ich mich dann doch aufraffen.

Der Wendepunkt

Und es war gut so. Meine persönliche Dolomitenrundfahrt habe ich ja auch in einem eigenen Beitrag beschrieben. Und es war das Schlüsselerlebnis, der berühmte Wendepunkt, auch wenn der Wendepunkt vier Stunden und dreiundzwanzig Minuten lang war. Während des Rennens habe ich in einer der vielen Zwischenabfahrten im Lesachtal sogar noch zu Weinen begonnen, am Rad, weil ich wieder an meine frühere Lebenspartnerin denken musste. Aber ich biss mich durch. Das Gute an der Geschichte war, ich hatte mir am Vorabend endlich mal realistische Ziele gesetzt, endlich mal etwas Erreichbares. Und ich bemerkte dann schon, dass ich meine Ziele mehr als erreichen werde. Ich wollte mich um vier bis acht Minuten verbessern, im Vergleich zu meiner Vorjahreszeit. Aber der Zufall wollte es, dass ich die letzten 30 Kilometer des Rennens, die leicht abschüssig verlaufen, in einer großen Gruppe fahren durfte. Und hier war absolutes Bolzen angesagt, ich kam sogar in einen richtigen Temporausch. Sehr interessante Erfahrung. Und im Ziel angekommen, konnte ich es kaum glauben, ich hatte meine Vorjahreszeit um 28 Minuten unterboten, 28 Minuten, unglaublich. Ich war so extrem stolz auf mich und meine Leistung, das Endorphin durchströmte meinen Körper, ich war völlig euphorisch.

Und jetzt kommt es: ich war glücklich, und ich konnte es auch noch realisieren, ich habe selbst mitbekommen, dass ich glücklich war. Das war unglaublich. Lassen wir uns das mal auf der Zunge zergehen, mein Privatleben ist eine einzige Baustelle, beruflich bin ich immer noch mit dem Aufbau der kleinen Firma beschäftigt, die ein Kollege gemeinsam mit mir letztes Jahr gegründet hat, ich bin also alles andere als in einer Wohlfühlzone. Aber dieses eine Detail meines Lebens, diese sportliche Leistung, die ich erbracht hatte, die hat es geschafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu meißeln, das ich bis zum Schlafengehen nicht mehr rausbekommen habe. Es war eine Kleinigkeit, nichts Großes. Aber endlich konnte ich es akzeptieren, endlich konnte ich es annehmen.

Und das Schöne daran ist, dass ich mich seit diesem Tag an den Kleinigkeiten des Lebens erfreuen kann. Es kann nicht immer alles Eitel Wonne sein, beim besten Willen nicht. Aber es kann gewisse Teilbereiche des Lebens geben, die einem Mut, Kraft und auch ein wenig Zuversicht geben. Ich lege mir die Latte nicht mehr unnatürlich hoch, ich setze mir auch Ziele, die ich erreichen kann. Natürlich sollten die Ziele immer noch ambitioniert sein, keine Frage, aber ich kann sie endlich erreichen.

Und mit dieser Zuversicht, die mir der Radsport gegeben hat, zeigt sich jetzt in vielen anderen Bereichen auch. Ich habe den richtigen Weg aus der Krise eingeschlagen. Ich weiß, es kann immer wieder kleine Rückschläge geben, das ist doch völlig normal. Aber ich bin gut gerüstet, ich weiß, was ich in mir habe. Und ich weiß, dass es oftmals einfach auch genügt, mich aufs Rad zu setzen, ganz für mich allein und dann kann ich auch noch reflektieren.

Und jetzt?

Endlich angekommen

So, und wie es es jetzt? Drei Monate später? Ich habe meine Radsaison recht erfolgreich mit einem kleinen Makel (Ötztaler, du kommst nächstes Jahr noch dran) abgeschlossen, jetzt fahre ich nur noch just for fun. Ich habe insgesamt elf Kilogramm verloren, fühle mich wohl und bin guter Dinge. Es hat nach dem Wendepunkt immer noch ein paar Monate gedauert, bis ich aus meinem Schneckenhaus herausgekommen bin, aber auch diese Zeit brauchte ich für mich. Ich musste mich auf mich selbst konzentrieren, konnte da auch niemanden so beachten. Ich bin bei Weitem noch nicht fertig mit meiner Entwicklung, ich bezweifle auch, dass ich jemals fertig werde, aber ich bin auf einem sehr guten Weg. Ich habe auch beruflich schon einige Erfolge genießen können. Und ich habe auch im Bezug auf mein Privat- und Beziehungsleben den Zeh schon wieder ins Wasser gesteckt. Ich kann nun auch viel offener und ehrlicher mit mir und meiner Geschichte umgehen. Ich werde noch eine Partnerin finden, das ist für mich klar. Aber ich hetze mich nicht.

Natürlich gibt es Momente, in denen ich es nicht wirklich ertrage, allein zu sein, aber das vergeht wieder. Meistens geht es mir ziemlich gut. Und worauf ich extrem stolz bin: Ich habe mich kürzlich mit meiner Ex zum Essen getroffen. Wir hatten ein wirklich gutes Gespräch. Und nach der Verabschiedung konnte ich mit einem Lächeln im Gesicht feststellen, dass ich die Sache endgültig abgehakt habe. Ich kann endlich weiterziehen.

Ein Beitrag von:
Alexander Trauner
Gemütlicher Österreicher, aufgewachsen in der rauhen Gegend am Fuße der Großglockner Hochalpenstraße, wohnhaft in Salzburg. Früher nur Passivsportler, dann 2008 dank großer Klappe zum Radfahren gestoßen, 2009 mein erstes Rennrad gekauft und seither gerne im gemäßigten Tempo in der Gegend unterwegs.
1 Kommentar
  1. Kate Walker sagte:

    Was für ein toller Tag, was für ein toller Tag, ist es unglaublich, dass mein Mann, der mich seit 5 Jahren verlassen hat, jetzt wieder nach Hause ist, um Vergebung zu bitten, mein Mann hat mich und meine Kinder vor fünf Jahren verlassen und einer anderen Frau gefolgt, er hat mich niemals angerufen Die Kinder, ich war verloren und kaputt so letzte Woche Ich meinte meine College-Freundin, die ich erzählte meine Probleme erzählte sie mir von einem großen Mann namens namens Baba ubeji, stellte sie mir zu ihm dann erzählte ich ihm alles, was ich stand, sagte er Ich werde es nicht gut sein, ich habe nicht einmal geglaubt, dass ich gerade gesagt habe OK ich glaube, heute morgen, unglaublich mein Mann kam nach Hause und bettelte um Vergebung Ich bin so glücklich dank großartiger Baba ubeji, meine Freunde, wenn du irgendwelche Probleme oder Probleme hast Treffen Sie sich einfach mit ihm, schicken Sie ihn einfach an: greatbabaubeji@gmail.com

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