Jura – Ein Naturerlebnis
Der Jura
Die deutschsprachigen Gebiete und seine angrenzenden Nachbarn bieten eine unglaubliche Zahl an Gebirgszügen. Neben den beherrschenden Alpen sind es aber oft die kleineren Gebirge, welche mich zum Rennradfahren immer wieder anziehen. Eines dieser Gebiete ist der Jura.
Der landläufig als Jura bezeichnete Teil zieht sich grob betrachtet wie ein Halbmond aus dem Gebiet südlich von Basel bis westlich von Genf. Er teilt sich in den Französischen- und den Schweizer Jura. Diese Trennung erfolgt jedoch rein aus territorialen Gründen und stützt sich nicht auf topografische Gegebenheiten. Somit ist diese Grenzziehung für uns Radfahrer wenn überhaupt, auf dem Hintergrund der Landeswährungen und der damit verbundenen unterschiedlichen Preisniveaus für z.B. Übernachtungen oder Essen interessant.
Der Hauptteil des Jura besteht aus so genanntem Faltengebirge. Typisch hierfür sind die parallel laufenden Höhenzüge, welche durch entfernten Druck im Laufe der Zeit aufgeworfen wurden und sich heute bis auf über 1700 Meter erheben. Auch die landschaftlich eindrücklichen Hochplateaus, zum Beispiel in den Freibergen, sind wohl Teile des Faltenjuras und entstanden durch Erosion.
Im Gegenzug finden sich langgezogene Täler, welche grösstenteils den Gewässern folgen, welche bereits vor dem Gebirgsaufwurf bestanden haben. Die Flüsse trugen ihren Teil dazu bei, die Täler tief einzuschneiden.
Radfahren im Jura
Soviel zur Geografie. Was für mich als Radfahrer wichtig ist, ist das Ergebnis der damaligen Naturgewalten; Die wunderschöne Landschaft und das Paradies von Auf- und Abfahrten, lange, kurze, steile, sanfte, für jeden ist etwas dabei. Dazu die erwähnten, langgezogenen Täler welche ein stressfreies dahinrollen ermöglichen und an ihren oberen Enden oft Einblicke in grandiose Schluchten bieten. Vorbei an idyllischen Flussläufen und malerischen kleinen Dörfern ist es abwechslungsreiches Rennradfahren in französisch geprägter Umgebung.
Die Strassen kann man im Jura insgesamt als in Ordnung beschreiben. Man findet alles. Bestens asphaltierte Strassen, welche eine rasante Abfahrt zulassen. Aber auch kleine Nebenstrassen mit Löchern, Dreck und Splitt, welche noch gut mit dem Rennrad zu fahren sind, jedoch deutlich mehr Vorsicht und Aufmerksamkeit benötigen. Auch sollte man vorsorglich auf weisse Kleidung verzichten, da in landwirschaftlichen Gebieten bei oder nach Regen nicht sicher ist ob das Kuhmist- Dreckgemisch trotz guter Wäsche nicht doch grünliche Flecken zurück lässt.
Die Besiedelung ist im Jura gebietsweise marginal. Die grösseren Städte befinden sich an den Rändern, einzelne kleinere Städte auf den Hochflächen oder in den Flusstälern. Ansonsten findet man kilometerlange Strecken durch Wald und Wiesen ohne auf eine Ansiedlung zu treffen. Auf den Weiden findet man neben Kühen oft grosse Herden an Pferden.
Wo wenige Städte sind, ist in der Regel auch wenig Verkehr. Dies trifft auch hier zu, so dass man in vielen Regionen des Jura zeitweise völlig autofrei unterwegs sein kann. Auch dies trägt dazu bei, dass der Jura eins meiner liebsten Radreviere geworden ist. Selbst auf den Auffahrten aus den dichter besiedelten Regionen der Schweiz, lässt man den Verkehr sehr schnell hinter sich und geniesst einsame Strassen, welche sich hier anspruchsvoll auf das erste Hochplateau ziehen.
Diese östliche Seite besticht durch das, vor allem bei guter Sicht, unglaubliche Panorama, über das Schweizer Mittelland hinweg, hinüber zum vollständig vor dem Betrachter ausgebreiteten Alpenkamm. Ein lohnendes Ziel ist hier sicherlich der Col du Chasseral, von wo ein Gasthaus in wunderschöner Lage unter dem Gipfel des Chasseral über eine Stichstrasse erreicht werden kann. Man befindet sich auf etwa 1600 Meter und 200 Meter über der Baumgrenze, so dass gerade von hier das Panorama mit den Berner 4000ern, der Monte Rosa Gruppe, bis hin zum Mont Blanc, ungestört betrachtet werden kann.
Auch diese Kontraste machen den Reiz aus. Fährt man von hier weiter nach Westen, so taucht man sofort wieder in die Landschaft der engen Täler und weiten Hochflächen hinein.
Wetter
Was im Jura nicht unterschätzt werden sollte sind die wechselhaften Wetterbedingungen. Da die Hochflächen zum Teil um die 1000 Meter hoch liegen, können auch im Juni hier noch Temperaturen im einstelligen Plusbereich anliegen. Vom Winter ganz zu schweigen. In den kältesten Regionen wurden bereits Werte unter -40 Grad erreicht. Mehr als einmal haben mich Anfang Oktober, mitten im goldenen Herbst, bereits die ersten Schneeschauern überrascht. Ansonsten ist der Herbst in den Wäldern des Jura, welche dann in den schönsten Farben strahlen, ein wahres Naturerlebnis.
Auch ist das ganze Jahr über immer wieder mit Regen zu rechnen und vor allem mit Wind. An einigen Tagen reicht dieser Begriff nicht. Da ist Sturm passender. Ich erinnere mich an einen Tag, wo ich mit meinen damaligen Cosmic Carbon Laufrädern bei einigen Abfahrten tatsächlich Angst hatte.
Anreise
Der Jura ist ein lohnendes Ziel, was nicht ganz einfach aber auch nicht übermässig schwierig zu erreichen ist. Gerade von Norden aus ist das im Westen des Jura gelegene Besançon von der deutschen A5 kommend über die französische A36 gut erreichbar. Der andere Zugang erfolgt über Basel nach Delémont oder weiter südlich bei Biel oder Neuchâtel, welche aus der Schweiz auch per Zug gut erreichbar sind.
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