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Einlegesohlen Massanfertigung mit 3D Scan

3D Scan des Fuss für die Erstellung der massangefertigten Einlegesohlen

Schon einige Jahre habe ich mit verschiedenen, fertigen Einlegesohlen rumprobiert und letztlich dabei auch schon ein für mich recht passendes Modell gefunden.

Vor einiger Zeit erzählte mir Ruth, dass sie sich vor mittlerweile 4 Jahren massangefertigten Sohlen herstellen liess und damit sehr zufrieden sei. Dies hatte ich selber nie probiert, da ich hier in meiner Region keinen Anbieter kenne, der so etwas herstellt.

Ruth hat ihre Sohlen aus Brixen. Das Fachgeschäft Schuhbert ist seit 1993 in der Branche tätig und hat vor 10 Jahren begonnen Einlagen auf Mass herzustellen. Dies nicht nur für Radschuhe. Viele Kunden kommen auch aus dem Alpinen oder Klassischen Skisport. Unter diesen Kunden sind auch viele sehr bekannte Namen wie Alexey Medvedev, Stefan Denifl, Lindsey Vonn,  Lara Gut, Tina Weirather, Bode Miller, Alexis Pinturault,  Marlies Schild, um nur ein paar wenige zu nennen.

Da Ruth extrem zufrieden ist und ich im Sommer sowieso in Brixen war, ging ich zu Hubert ins Geschäft, liess mich beraten und mir ein paar Einalgen für meine Spezialized Schuhe anfertigen.

Die Wahl lag zwischen 2 Materialien. EVAC oder Carbon. Die Carbonsohle ist etwas dünner aber dennoch auch steifer. Und auch teurer. Da meine Schuhe sowieso eine extrem steife Schuhsole haben und ich erst einmal testen wollte, ob die Massanfertigung für mich passt, entschied ich mich für das EVAC (Ethylen-Vinylacetat-Copolymere) Modell.

Die Massanfertigung per 3D Scan

Zunächst wird der Fuss per 3D Scan vermessen. Dazu stellt man sich auf eine Glasscheibe und von unten wird die Fussohle gescannt. Auf dem PC entsteht so ein Modell der Fussohle. Zusätzlich werden noch bestehende Fussprobleme wie Fuss-Brennen, Druck im Schuh, Krämpfe, etc. besprochen, welche vom Fachmann dann zusätzlich noch am Modell im PC berücksichtigt werden.

Der Fertigungsprozess hat bei mir dann nur einen Nachmittag gebraucht. Bereits am Abend konnte ich die fertigen Sohlen abholen. Ein erster Stehversuch verlief gut. Hubert machte aber deutlich, dass ich nun einige Kilometer fahren soll. Wenn Probleme bestehen solle ich unbedingt kommen.

Es reicht also problemlos eine Urlaubswoche um sich eine Sohle anfertigen zu lassen und wenn nötig nach Testkilometern noch Anpassungen durchzuführen.

Die Fahreindrücke mit den massangefertigten Einlegesohlen

Der erste Eindruck auf einer abendlichen Testrunde von ca. 25 Kilometern war… speziell. Sie fühlen sich tatsächlich ganz anders an. Quasi an jeder Fusserhebung sitzt der Schuh fest. Jeder Punkt ist gestützt, man rutscht nicht im Schuh, er ist quasi rundherum gut gehalten. Am rechten Fuss hatte ich anfangs einen Druck am äusseren Fussrand. Nicht schmerzend aber tendenziell unangenehm.

Der Druck wurde nach ein paar Fahrkilometern zwar weniger, ich ging dennoch damit zu Hubert und er entfernte an besagter Stelle ein wenig Material.

Als nächste etwas grössere Test-Runde stand am Folgetag dann die Sella Runde an. Der Druck am Aussenfuss war weg und alles fühlte sich über die gesamten Kilometer sehr gut an. Der Hauptunterschied ist definitiv, dass der Kontakt Fuss zum Schuh und zum Pedal viel besser ist.

Hubert hatte erzählt, dass die ersten Einlagen aus EVAC eine glatte Oberfläche hatten. Auf vielfachen Kundenwunsch würden sie jedoch heute leicht rauf angefertigt, so dass die Socken darauf besser halten. Ist man einmal faltenfrei drin, ist dies tatsächlich prima. Der Einstieg in die eh schon engen Radschuhe gestaltet sich dadurch jedoch etwas schwieriger. Man muss drauf achten, dass die Socken keine Falten werfen. Man gewöhnt sich aber dran. Dennoch glaube ich, dass MIR persönlich eine glatte Sohle eher liegen würde.

Fazit

Der Preis von mehr als 100 Euro für solch eine Sohle ist ordentlich. Da unser Fuss jedoch im Leben einiges zu leisten hat, halte ich es beim Sport für sinnvoll auch auf solche Details der Gesundheit zu achten. Erst recht, wenn sich durch Schmerzen, Taubheitsgefühle oder anderes bereits Probleme bemerkbar machen.

Mit günstigeren, vorgefertigten Sohlen hatte ich bereits gute Erfahrungen gemacht. Mit den Masssohlen fühle ich mich tatsächlich noch etwas wohler. Sowohl vom Kontakt zum Pedal als auch vom Wohlfühlwert. Bedenkt man die anderen Kosten beim Rennradfahren relativiert sich der Preis aus meiner Sicht noch einmal. Allein die Tatsache, dass Ruth’s Sohlen nach inzwischen gefahrenen 40.000 km kaum Abnutzungserscheinungen zeigen, beweist einmal mehr die Qualität des Produktes. Ich würde sie daher wieder kaufen und kann sie vor allem Radfahrern oder generell Sportlern mit Fussbeschwerden empfehlen. Oder denen, die den Füssen auch ohne vorhandene Probleme einfach etwas gutes tun wollen.

Wer also mal in Brixen oder irgendwo in der Nähe ist kann ja bei Hubert mal vorbei schauen. Am Ötztaler Radmarathon ist er übrigens in der Regel auch mit einem Stand anwesend.

 

Ein Beitrag von:
Lutz Goldbecker
Schweizer Deutscher der auch sehr gerne in Italien oder Frankreich Rennrad fährt.
4 Kommentare
  1. Robert sagte:

    Servus Lutz,

    hört sich interessant an…
    Vielleicht kannst du mir noch eine Frage beantworten – hoffe sie halbwegs verständlich zu formulieren:
    Massgenommen wird auf einer ebenen Fläche. Die Schuhe sind (je nach Hersteller) meist innen jedoch unterschiedlich geformt – Ferse tiefer – Mittelfuss leicht/stark betotnt – Front/Zehen leicht erhöht etc.

    Wird die „Unterseite“ der Einlage ebenfalls an den Schuh angepasst?? Könnte ja durchaus passieren dass das Fussgewölbe durch die Schuheigenheiten im Vergleich zur ebenen Fläche doppelt unterstützt wird oder???

    Vielen Dank für die Info.

    Lg
    Robert

    Antworten
    • Lutz sagte:

      Hallo Robert

      Genau kann ich das nicht beantworten. Ich schicke die Frage aber mal an „Schuhbert“. Er wird mir das sicher beantworten.

      Ich habe mir mal meine verschiedenen Schuhe angeschaut. Meine (Specialized, Shimano, Sidi) sind alle innen sehr flach und damit sehr ähnlich. In denen kann ich die Sohle überall gleich gut nutzen. Habe sie auch schon in meinen Wanderschuhen genutzt.
      Ich hatte meinen Schuh ja mitgenommen und für den wurde es angepasst.

      Aber wie gesagt. Ich frage mal nach und poste die Antwort hier wieder.

      Gruss, Lutz

      Antworten
    • Lutz sagte:

      Hallo Robert

      So… ich habe bereits eine Antwort zu der Frage von der Firma Schuhbert aus Brixen bekommen:

      „Wie richtig vermutet, wird auch die Unterseite der Einlage passend für den jeweiligen Schuh geformt. Zusätzlich wird auch die Korrektur auf der Oberseite je nach Aktivität unterschiedlich korrigiert.
      So kann es schon vorkommen, dass ein Kunde für verschiedene Aktivitäten auch verschiedene Einlagen bekommt (nicht nur in Formgebung sondern auch materialmäßig).
      Wir hatten so z.B. den Fall, dass ein Skilehrer für seine Ski- und Tourenschuhe 4 verschiedene Einlagen bekommen hat: 1 Paar zum Unterrichten, 1 Paar für Skirennen, 1 Paar für die Tourenschuhe und zusätzlich noch ein weiteres Paar für seine Langlaufschuhe.
      Wie Du siehst, alles Wintersportarten und trotzdem hat jede Sportart für sich andere Eigenheiten und Beanspruchungen/Korrekturen.“

      Antworten
  2. Micha sagte:

    Wenn man schon mal in Brixen weilt und an der Pässewoche Südtirol teilnimmt, ist ein Besuch beim Schuheinlagen Profi Hubert (schuhbert.com), empfohlen von Ruth, eine naheliegende Sache. Jedenfalls, wen man immer mit mehr oder weniger schmerzenden Füßen (Druck, Taubheit, kribbeln) durch die Gegend fährt wie ich.

    Den Ablauf hat Lutz ja schon beschrieben, theoretisch kann man also auch nachvollziehen, warum die Schmerzen mit angepaßten Sohlen minimiert werden können, oder gar ganz verschwinden. Dennoch war ich eher skeptisch in Bezug auf den Erfolg.

    Ich bin also an einem Freitag nach der letzten Etappe der Pässewoche mit meinen Schuhen (und Füßen) zu Hubert gegangen und habe alles vermessen lassen. Einen Espresso später, ca. eine Stunde, konnte ich das Produkt fertig geschneidert abholen. Ich habe mich für die Hartgummivariante entschieden und nach Überreichung von € 145.- nahm ich die Einlagen mit.

    Freundlicherweise bot sich Ruth an, am folgenden Tag mit mir eine privat geführte Tour (Danke nochmal an der Stelle) auf die Seiseralm zu unternehmen, so konnte ich zeitnah einen Praxistest durchführen und hatte die Möglichkeit eventuelle Probleme direkt mit Hubert kommunizieren.

    Der Praxistest am Berg verlief überwältigend. Konkurrierten sonst meine schmerzenden Füße immer mit den Schmerzen in den Beinen konnte ich mich diesmal ganz auf die Beine „konzentrieren“.
    Ungewohnt, aber letzlich nicht schmerzend war nur der Wulst unter meinem Hohlfuß, der genau diese Schwachstelle allerdings ja auch ausgleichen soll.

    Inzwischen bin ich zum Vergleich auch eine flache 220km Runde mit einem anderen Rad als dem Bergrad und ein 60km Zeitfahren mit dem TT gefahren. Das Druckgefühl im Mittelfuß ist hier, wohl auch aufgrund der unterschiedlichen Fußbelastung nicht mehr aufgetreten, so dass ich rundum zufrieden bin. In meinem Fall hat sich die Ausgabe von € 145.- definitiv gelohnt.

    Antworten

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