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E-MTB & MTB gemeinsam auf Tour – Erfahrungsbericht

Meine Frau Alex und ich fahren seit ein paar Jahren immer wieder gemeinsam Rennrad oder machen Reisen mit Tourenrad und Gepäck. Da sie deutlich weniger fährt, ist sie dabei meist gut am Arbeiten, während ich es gemütlich angehen lassen kann.

Schon ein paar Mal kam bei ihr die Idee auf, ob ein Elektro-Rad das Zusammenfahren ausgewogener machen könnte. Ihre Angst war dabei jedoch stets, dass es dann vielleicht doch zu einfach werden könnte.

Bei unserem Urlaub in Südtirol beschlossen wir dann, die Chance zu nutzen und einen Tag Mountainbikes zu leihen. Sie ein E-MTB, ich ein normales MTB. Beide hatten wir gar keine Ahnung von E-Bikes und liessen uns ihr Geschoss erst einmal erklären. Es war ein Ghost MTB mit Shimano Motor. Mehr habe ich gar nicht versucht herauszufinden. Es ging uns ja weniger um die Technik als um die Frage, wie passt das zusammen, E-Bike und Bike, im Vergleich zu unseren bisher bekannten Touren komplett ohne E?

Tourensuche für E-Bike & Nicht-E-Bike

 

Meine Aufgabe am Vortag war es, eine für uns passende Tour auszusuchen. Wieviele Höhenmeter war Alex egal, Hauptsache keinen technischen Trail, da sie darin gar keine Übung hat. Also suchte ich im Schwierigkeitsgrad S0 bis S1 im gut sortierten Tourenbuch des Hotels, in dem wir auch die Räder ausliehen.

Mein erster Fund wurde vom sehr Bike erfahrenen Hotel-Chef aber als zu ambitioniert erklärt. 55 Km mit 1750 Hm wären für den Akku zu lang… Aha. Die ersten Einschränkungen kamen also schon.

Er schlug vor, hoch zur Plose zu fahren und dort die Schotterwege und das traumhafte Dolomitenpanorama zu geniessen. Den Vorschlag hatte ich auch schon gemacht. Alex zögerte hier jedoch, da sie Bedenken hatte, ihr MTB in die Seilbahn zu bekommen. Sie liess sich dann aber doch auf den Versuch ein, da ich ihr versprach, nur für die Seilbahn das Rad zu tauschen. Immerhin wiegen die Dinger ja doch gut 10 Kg mehr.

Auffahrt zur Plose Seilbahn Talstation

Nach dem Frühstück packten wir den Rucksack, übernahmen die Räder und fuhren los. Gemütlich durch die Altstadt, nach dem Fluss ging es dann aber schon bald die Strasse hoch in Richtung Lüsen. Nach ein paar technischen Anlaufschwierigkeiten hatte Alex dann schnell ihr Rad im Eco Modus im Griff… und mich auch. Wie gewohnt fuhr ich hinter ihr. Völlig ungewohnt konnte ich das Hinterrad nicht halten. Ein 500 Watt Motor ist halt nicht zu unterschätzen.

Wir änderten also die Reihenfolge. Ich rackerte mich vorne ab und sie pedalierte fröhlich, gemütlich hinten dran. Nach dem Abzweig nach St. Andrä hielt ich an einer schönen Aussichtsstelle kurz an. Es folgte die vollständige Demütigung dieser Auffahrt: „Soll ich den Rucksack nehmen?“

Ohne Rucksack fuhr ich weiter. Im Flachen wurde es leichter für mich und in kurzen Bergabstücken enteilte ich nach Vorne. Letzteres lag jedoch nicht am E-MTB sondern daran, dass Alex einfach nicht gerne schnell bergab fährt.

So erreichten wir die Talstation der Seilbahn und der spannende Moment, wie gut oder schlecht man das MTB oder E-MTB in die Kabine bekommt, stand an. Alles war leichter als gedacht. Der nette Herr von der Liftgesellschaft stellte für alle Gäste das MTB hinein, so dass man nur einsteigen und festhalten musste. Beim Aussteigen merkte ich dann jedoch deutlich, wie schwer so ein E-Bike ist. Mal eben mit einer Hand rausheben ist nicht, eher rauswuchten. Letztlich aber auch kein grosses Problem.

Von Hütte zu Hütte an der Plose

Wir beschlossen dem Rummel an der Bergstation rasch zu entkommen. Nach einem kurzen Stück, das noch recht voll war, verteilten sich Wanderer und Mountainbiker jedoch gut auf den vielen Wegen. Es war halt August, Hauptreisezeit in Italien.

Vorbei an der Rossalm, wo tatsächlich etliche Pferde frei herumlaufen, standen wir plötzlich vor einem grossen „Radfahren Verboten“ Schild. Breitester Schotterweg und das Schild wurde auch maximal von jedem zweiten MTB Fahrer beachtet. Wir beschlossen dennoch andere Wege zu nehmen, es gibt ja einige hier oben.

Den Weg, den ich gemäss Plan nehmen wollte, fanden wir jedoch nicht. Hatten wir vor wenigen Tagen beim Wandern festgestellt, dass die Wanderwege sehr gut beschildert sind, mussten wir für Radfahrer jedoch das Gegenteil feststellen.

Die im Plan eingezeichneten MTB Strecken waren alle, mit Ausnahme des „Plose Flow Trail 6,6“ nicht beschildert (Oder wir haben falsch geschaut). So landeten wir nach längerem Bergauffahren irgendwann auf 2’500 Metern an der Pfannenspitz Hütte.

Der Weg hierher wurde gegen oben immer steiler, 18%, 19%, bis 20% sagte der Garmin und das über längere Zeit. Dazu noch zunehmend unwegsamer, Steine, Geröll, kein Schotterweg mehr. Ich hatte zu kämpfen. Alex nicht. Ohne E-Motor wäre die Auffahrt für sie unmöglich gewesen. Mit dem E-MTB war es für sie tatsächlich unproblematisch.

Wir genossen ein gutes Mittagessen (Gemüsesuppe und Schlutzkrapfen) auf der Hütte. Die Sonne schien und das traumhafte Panorama tat sein übriges, um zu bestätigen, dass das Plose-Gebiet die richtige Wahl war.

Da für Alex heute alles völlig easy war, fuhren wir auch noch hinauf zur Plose-Hütte und weiter hinüber zum Gipfel mit seiner informativen Panoramatafel und dem tollen Ausblick in alle Richtungen.

Hier probierte ich auch einmal eine kurze Runde mit dem E-MTB, hatte ich doch selber auch noch nie auf einem E-Bike gesessen. Es ist schon speziell, wie viel Vortrieb da ohne viel Kraftaufwand entsteht.

Nach einem Kaffee fuhren wir zurück zur Bergbahn ab. Alex fühlte sich trotz des Schotters und der Steine mit den breiten MTB Reifen sichtlich wohler als oft mit den dünnen Rennradreifen auf Asphalt. Unten an der Bergstation angekommen, erkundigte ich mich noch ob der „PloseFlow Trail“ als Abfahrt auch etwas für MTB Anfänger sei. „Ja!“. Er sei völlig einfach.

Ich fuhr die ersten zwei Kurven und riet Alex sofort dazu, doch den geschotterten Weg zur Talstation zu nehmen. Sie nahm dankend an.

Da ich selbst auch nur wenig MTB Erfahrung habe, hatte ich schon genug mit einigen Stellen auf der Abfahrt zu kämpfen. Kurve reihte sich an Kurve und die Bremsfinger begannen zu Schmerzen.

Dennoch hat es riesig Spass gemacht. Was die erfahrenen Mountainbiker aus den Bergregionen jedoch scheinbar als einfach und für Anfänger geeignet ansehen… nun gut. Alles eine Frage der Relationen.

Unten trafen wir uns und rollten nach einer weitere, kurzen Rast die letzten Kilometer der Tour hinunter nach Brixen. Ein sonniger Tag in einzigartiger Bergumgebung lag hinter uns.

Und? Wie ist das Fazit von MTB gemeinsam mit E-MTB?

Grundsätzlich ist das Fazit positiv und es steht im Raum, dass sich Alex ein E-MTB kaufen wird.

Da wir sowohl von der Fahrtechnik als auch von Kraft und Kondition recht weit auseinander sind, bringt das E-Bike diese Pole deutlich weiter zusammen. Zumindest Kraft und Kondition werden ausgeglichen. Gelogen! Nicht ausgeglichen, hier überholt mich Alex mit dem MTB klar. Sie scheint das Potential aber auch gut genutzt zu haben. Manche E-Biker konnte ich überholen. Sie hat mich am Berg in Grund und Boden gefahren.

Aber genau das wollte ich ja eigentlich. Mit ihr Touren machen und mich dabei sportlich betätigen. Das bringt die Konstellation MTB und E-MTB auf jeden Fall. Es liegen so Touren drin, welche ansonsten gar nicht zusammen möglich wären. Toll!

Ihr hat es auch prima gefallen. Sie fand es jedoch ein wenig „unwirklich“ mit wenig Anstrengung soviel zu leisten.

Für Paare oder Gruppen mit unterschiedlichem Leistungsniveau kann ich solch einen Versuch nur empfehlen. Es ermöglicht, tolle Radtouren zu machen, ohne dass entweder einer kaum was tun muss oder ein anderer voll an die Grenzen geht um mit zu halten.

Ich bin gespannt, was aus unserem Tages-Versuch wird. Ob es zukünftig zusätzlich ein E-MTB in unserem Keller gibt oder ob es bei den schönen, gemeinsamen Rennradtouren oder Tourenbike Reisen bleibt.

Ein Beitrag von:
Lutz Goldbecker
Schweizer Deutscher der auch sehr gerne in Italien oder Frankreich Rennrad fährt.
2 Kommentare
  1. Walter Weber sagte:

    Das entspricht exakt meiner/unserer Erfahrung mit dem E-Mountainbike. Seit meine Frau damit fährt haben wir wieder gemeinsame Touren auf dem Programm die es durchaus in sich haben. Mit dem entsprechenden Bike (bei uns ein Bulls F-Stream mit 650Wh Akku, fahren wir problemlos 70-100km mit bis zu 2000Hm auf Schotterwegen oder Trails. Da meine Frau durchaus auch technische Trails bis S2 meistert gibt es eigentlich nur ein Limit – mich, bzw. meine Leistungsgrenze besonders bei extrem steilen Anstiegen. Allerdings muss ich zugeben das Schiebe- oder gar Tragepassagen absolutes NoGo sind. Da schlägt das hohe Gewicht des E-Bikes voll zu. Und man sollte als „Normalbiker“ nich allzu oft auf das E-Bike wechseln, das Suchtpotential ist enorm.

    Antworten
  2. Lutz sagte:

    Hallo Walter

    Das mit den Tragepassagen ist eine wertvolle Ergänzung.
    Ich hatte das E-MTB ja mit in der Gondel. Rein hat sich der nette Herr von der Liftgesellschaft abgemüht. Raus musste ich es selber heben und hatte direkt einen kleinen Zwick im Rücken. Die gut 10 Kg Mehrgewicht merkt man extrem.

    Gruss, Lutz

    Antworten

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