Defekt Schlauchreifen Pannenspray Dichtmilch
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Platten mit Schlauchreifen: Pannenmilch vs. Ersatzreifen

Ich habe bereits über meine Campagnolo Bora One 35 und das Aufkleben der Schlauchreifen eingehend beschrieben. Doch wie sieht es eigentlich bei einem Platten mit Schlauchreifen aus? Kann man nach einem Platten noch nach Hause fahren oder muss man ohnehin gleich ein Taxi bemühen?

Eines soll vorweg gesagt sein: Ein Platten lässt sich bei einem Drahtreifen (Clincher) leichter beheben als bei einem Schlauchreifen. Insbesondere bei einem Schnitt durch den Reifen hilft bei einem Schlauchreifen oft nur noch der komplette Tausch. Bei kleineren Defekten kann man sich jedoch mit einfachen Mitteln helfen.

Defekt vorbeugen

Um einem Platten vorzubeugen empfiehlt es sich, die Reifen alle paar Ausfahrten auf Schnitte oder sonstige sichtbare Defekte zu kontrollieren und gegebenenfalls früh genug zu tauschen. Eine weitere Vorsichtsmaßnahme ist, dass man einfach direkt nach dem Aufziehen der Reifen etwas Dichtmilch einfüllt. Die Auswahl an Herstellern ist groß. Ich verwende z.B. die Tufo-Dichtmilch.

Im Defektfall tritt die Milch sofort aus und nach einigen Radumdrehungen sollte das kleine Loch durch die Milch verschlossen sein. Für größere Löcher ist die normale Dichtmilch jedoch zu dünnflüssig. Nach einiger Zeit härtet die Dichtmilch im Reifen aus und verliert so ihre Wirkung. Wer einen Reifen also nicht in einigen Monaten komplett abfährt, muss also gegebenenfalls etwas Dichtmilch nachfüllen, um die Wirkung nicht zu verlieren und bei einem Platten nicht von dieser Vorbeugungsmaßnahme zu profitieren.

Platten mit Schlauchreifen unterwegs – was nun?

Hat man unterwegs dennoch einen Platten oder Defekt bei einem Schlauchreifen, der nicht durch die Dichtmilch sofort behoben ist, so habe ich drei verschiedene Szenarien ausprobiert:

  • Dichtmilch extreme
  • Pannenspray
  • 20 mm-Ersatzreifen

Eine Pumpe und/oder CO2-Kartusche sollte man zusätzlich zu obigen Dichtmitteln immer dabei haben, um nach dem Platten auch wirklich Luft in den Reifen zu bekommen. Zusätzlich empfiehlt sich ein Adapter von Auto- auf Prestaventil um bei einer Tankstelle den Reifen wieder auf den vollen Druck zu bringen.

Dichtmilch extreme

Neben der normalen Dichtmilch gibt es von Tufo auch eine (orange) Extremvariante in kleinen Fläschchen. Gemeinsam mit einem Ventilschlüssel und einer Pumpe passt diese gut ins Trikot. Im Defektfall muss das Ventil abgeschraubt, die dickflüssige Dichtmilch in den Schlauchreifen gefüllt und das Ventil wieder montiert werden. Noch bevor der Reifen wieder aufgepumpt wird, sollte das Laufrad etwas gedreht werden.

Pannenspray

Von mehreren Herstellern (z.B. Vittoria, Zefal) gibt es kleine Spraydosen mit einem Pannenspray. In diesen Dosen befindet sich neben dem Spray auch genügend Druck, um den Reifen auf ca 6 bar aufzupumpen. Im Plattenfall hält man einfach die Spraydose auf das geöffnete Ventil und drückt den Spray so in den Reifen. Bei größeren Löchern kann es sein, dass der Spray diese nicht abdichtet. Bei niedrigen Temperaturen verliert der Spray zunehmend an Wirkung, wie ich leider selbst an einem Herbsttag mit kühlen Asphalttemperaturen feststellen musste.

20 mm-Ersatzreifen

Von einigen Herstellern (z.B. Tufo) gibt es sehr schmale, leichte Schlauchreifen, die oft eigentlich für den Einsatz auf der Bahn gedacht sind. Solche Schlauchreifen eignen sich jedoch auch, um im Defektfall doch noch nach Hause zu kommen, wenn Dichtmilch und Pannenspray keine Wirkung zeigen. Zusammengelegt benötigt etwa der Tufo 20 mm-Schlauchreifen kaum mehr Platz als ein Schlauch, den man bei Drahtreifen-Laufrädern ohnehin auch dabei hat, und lässt sich damit auch noch im Trikot oder in der Satteltasche verstauen.

Bei einem Notfall wird nun einfach der alte Reifen abgezogen und auf das alte Klebeband oder den vorhandenen Kleber der schmale Ersatzreifen aufgeklebt. Wenn Kleber verwendet wird, kann man auch den Ersatzreifen als Vorbereitung entsprechend mit Kleber bestreichen. Der 20 mm-Reifen rollt zwar vielleicht nicht so gut, aber Heimkommen damit ist kein Problem.

Bevor der Defekt eintritt, sollte man sich auch vergewissern, dass das Ventil des Schlauchreifens lange genug für die Felgen der eigenen Laufräder ist und gegenebenfalls eine Ventilverlängerung montieren.

Persönliche Erfahrungen im Pannenfall mit Schlauchreifen

Meine Defekterfahrungen mit Schlauchreifen sind gering. Ist die Dichtmilch noch flüssig im Reifen, so dichtet sie bei kleinen Löchern wirklich schnell ab, wie ich selbst bei einer Ausfahrt feststellen musste. Damit bin ich noch problemlos nach Hause gekommen. Aufpassen sollte man, wenn sich ein kleiner Pfropfen der Dichtmilch außen am Reifen ablagert, der kann dann wieder herausgerissen werden. Der Reifen ist dann zwar fast unmittelbar wieder dicht, verliert aber doch an Luft. Im besten Fall sollte man also gleich zu Hause den Reifen tauschen und nicht noch weitere Ausfahrten damit machen.

Die Funktionalität des Pannensprays habe ich an einem sonnigen Herbsttag unfreiwillig getestet. Vermutlich aufgrund der kühlen Temperaturen (am Reifen) konnte der Spray seine Wirkung nicht entfalten. Bei wärmeren Temperaturen habe ich den Pannenspray aber auch schon erfolgreich im Einsatz gesehen.

Mit dem schmalen Ersatzreifen habe ich eine nicht ganz erfolgreiche Erfahrung, da ich schlicht einfach nicht überprüft hatte, ob die Ventillänge gleich ist, wie bei den von mir gefahrenen Vittoria Corsa CX III. Da sie das nicht ist, konnte ich den Schlauchreifen wegen einer zu kurzen Ventillänge nicht verwenden. Mittlerweile ist die Ventilverlängerung fix montiert und ich werde nach dem nächsten Platten hier die Information ergänzen.

Womit habt ihr gute Erfahrungen gemacht bei Platten und Pannen mit Schlauchreifen?

Ein Beitrag von:
Roland Wagner
Bergaffiner Österreicher, der gerne schnell Rad fährt, aber gerne einfach nur genießt - sowohl beim Radeln als auch beim Essen. Am liebsten in den hohen Bergen, aber mit wenig Verkehr. Daher oft auch in der Vor- und Nachsaison unterwegs. Sehr gerne aber auch im heimatlichen Mühlviertel.
4 Kommentare
  1. Christian sagte:

    Servus Roli,
    bin dieses Jahr auch mit dem Rennrad auf Schlauchreifen umgestiegen, nachdem ich mit dem Triathlonrad gute Erfahrungen gemacht habe.
    Prompt 3 Platten…
    2 davon direkt in Ventilnähe, so dass No tubes-Milch (vorher und nachher) nichts gebracht hat! Pannensprays auch nicht, da relativ große Löcher.

    Mein Tipp: (Schmalen), vorgedehnten(!!) Ersatzschlauchreifen mit montierter Ventilverlängerung und kleine Tube Kleber mitnehmen. Ist kleiner als ein Band. Eine Lage kleben und kurz ablüften lassen reicht locker zum Heimkommen! Montieren selbst ist überhaupt kein Problem.
    Ach so: Mechanische Pumpe mit flexiblem Kopf! Pumpen belastet sonst die Reifenregion ums Ventil, gerade bei Verlängerungen.

    Gruß
    Christian

    Antworten
  2. Jon sagte:

    Wenn man ein Ersatzreifen als Notlösung dabei hat, muss dieses nicht verklebt werden, haben wir früher, vor die Drahtreifenära, immer so gemacht. Bei den heutigen Klebern ist es aber eine Hölle das kaputte Reifen abzuziehen.

    Antworten

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