Campagnolo Record Gruppe Schaltwerk 11 fach
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Campagnolo Record – Die unbekannte Schaltgruppe

Als ich mir 2015 ein neues Rennrad aufbauen wollte, stellte sich eine Frage nicht: Die Schaltgruppe muss wieder von Campagnolo sein. Doch welche Gruppe sollte ich dieses Mal verbauen? Auf jeden Fall sollte es weiterhin eine meachnische Schaltgruppe sein. An meinen bisherigen Rädern ist jeweils eine Chorus-Gruppe verbaut, aus den Jahren 2004 und 2009. Dieses Mal sollte es noch etwas edler werden, doch die wiedereingeführte Topgruppe Super Record war mir dann doch etwas zu teuer. Die Wahl fiel daher auf die Record-Gruppe.

In den Jahren der 10fach Schaltgruppen stand der Name Record für die Topgruppe bei Campagnolo. Mit der 11fach Schaltung wurde auch die Campagnolo Super Record wiedereingeführt und damit die Record auf Platz 2 verwiesen. Seither ist die Record-Gruppe nur noch selten an Kompletträdern verbaut. Doch warum eigentlich? Was sind die Unterschiede zu den öfter verbauten Gruppen Super Record und Chorus?

Unterschiede zwischen Campagnolo Record und Super Record

Die Unterschiede zwischen der Record und der Topgruppe Super Record sind auf den ersten Blick kaum erkennbar. Einige Kleinteile, die in Super Record-Ausführung aus Carbon sind, werden für die Record-Version in Alu oder gar Plastik gefertigt. Das wohl auffälligste Beispiel dafür ist der Zeigefinger-Schalthebel, der bei beiden Gruppen grundsätzlich aus Plastik gefertigt ist, jedoch weißt die Super Record-Version noch eine kleine Carbonabdeckung auf – vermutlich einfach, um noch edler zu wirken, als das ohnehin schon der Fall ist. Das Schaltverhalten soll jedoch gleich sein. Auch beim Umwerfer und Schalterwerk lassen sich geringe Unterschiede feststellen – hier wird bei der Record-Ausführung Alu statt Carbon verbaut.

Campagnolo Record Gruppe Kurbel Umwerfer Pedale 11 fachDie wohl größten Unterschiede weisen die Kurbelgarnitur und das Ritzelpaket auf. Bei der Campagnolo Super Record Kurbelgarnitur ist die Achse aus Titan und bei den Lagern kommt eine Keramik-Technologie namens CULT zum Einsatz. Bei der Record Kurbelgarnitur hingegen ist die Achse aus Alu und die Lager sind nicht aus Keramik, sondern haben die Bezeichnung USB (Ultra Smooth Bearings). Beim Ritzelpaket ändert sich die Anzahl der Titanritzel von 6 auf 3 zwischen Super Record und Record.

Bei den Bremsen lässt sich (zumindest ohne Praxistest) kein Unterschied feststellen. Kette und Lagerschalen sind für beide Gruppen gleich. Der Gewichtsunterschied beträgt laut Campagnolo 67 Gramm, ist also nicht wirklich eine Entscheidungshilfe.

Ob diese gerinfügigen Änderungen einen Aufpreis von gut 400,- EUR rechtfertigen, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Unterschiede zwischen Campagnolo Record und Chorus

Zwischen der Campagnolo Record Schaltgruppe und der eine Stufe darunter liegenden Chorus fallen die Unterschiede etwas sichtbarer aus als zwischen den beiden Topgruppen. Während die Schalt-Bremshebel, Ergopower genannt, wiederum nur durch Nuancen getrennt sind, ist das bei den anderen Bauteilen schon auffälliger. Beim Umwerfer wird gänzlich auf Carbon verzichtet, der Schaltkäfig am Schaltwerk ist ebenfalls aus Aluminium. Die Kurbelgarnitur der Camagnolo Chorus verzichtet sogar gänzlich auf die speziellen Lagertechnologien von Campagnolo und das Ritzelpaket ist gänzlich aus Stahl. Selbst bei der Kette gibt es zwischen Record und Chorus Unterschiede, die nicht nur im Gewicht (die Choruskette ist rund 10% schwerer), sondern auch im verwendeten Stahl und dessen Behandlung liegen.

Campagnolo Record Gruppe Bremse 11 fachBei den Bremsen lässt sich wiederum kein Unterschied ausmachen, gefühlt hatte ich jedoch mit den Chorus-Brems nie die Bremswirkung, die ich nun mit den Record-Bremsen erziele. Vielleicht liegt das aber auch einfach an den unterschiedlichen Baujahren.

Der wohl auffälligste Unterschied ist, dass bei der Campagnolo Chorus Schaltgruppe der Schriftzug nur noch schwarz-weiß ist, während sowohl bei der Super Record als auch bei der Record-Gruppe die Zahl “11” in rot geschrieben ist.

Preislich liegt die Differenz zwischen den beiden Gruppen wieder bei rund 400 EUR, beim Gewicht wiederum sind 100 Gramm Differenz.

Brems- und Schaltverhalten der Campagnolo Record-Gruppe in der Praxis

Nach über einem Jahr im Praxiseinsatz sowohl mit Alu- als auch mit Carbonlaufrädern und vielen Fahrten in den Alpen, wie z.B. beim SuperGiroDolomiti, Ötztaler Radmarathon oder auf der Transalp in den Dolomiten Dolomiten, kann ich nur positives berichten. Wie oben schon angedeutet ist das Bremsverhalten für mich noch besser als ich es von den Chorus-Bremsen gewöhnt war – egal ob auf Alu- oder Carbon, trocken oder nass gebremst wird.

Campagnolo Record Gruppe ErgopowerDas knackige Schaltverhalten bin ich natürlich schon länger gewohnt, die Record-Gruppe scheint noch etwas exakter zu sein als die Chorus. Ich bin mittleriweile mit verschiedenen Ritzelpaketen unterwegs gewesen (11-25, 12-27, 12-29) und konnte nie Probleme feststellen. Der Kettenverschleiß ist meiner Erfahrung nach bei der Record-Kette sogar geringer geworden als bei der Chorus-Kette. Das kann aber auch mit den äußeren Bedingungen zusammenhängen. Die Kurbel lässt sich übrigens ganz leicht ein- bzw. ausbauen, wie ihr auch in unserem Blog nachlesen könnt. Ich verwende auch die Campagnolo Record Pedale und auf meinen älteren Rädern die Chorus-Version davon. Optisch natürlich passend, gewichtsmäßig wohl deutlich schwerer als viele andere Systeme.

Alles in allem eine Gruppe, die ich jederzeit wieder kaufen würde. Ob sich der weitere Sprung nach oben zur Super Record-Gruppe lohnt, kann ich noch nicht beurteilen, aber wer weiß, vielleicht kommt wieder einmal der Wunsch nach mehr Eleganz.

Ein Beitrag von:
Roland Wagner
Bergaffiner Österreicher, der gerne schnell Rad fährt, aber gerne einfach nur genießt - sowohl beim Radeln als auch beim Essen. Am liebsten in den hohen Bergen, aber mit wenig Verkehr. Daher oft auch in der Vor- und Nachsaison unterwegs. Sehr gerne aber auch im heimatlichen Mühlviertel.
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